Politik ist gefragt

Wildtierhandel bedroht gefährdete Tiger

Tierecke
29.07.2021 06:52

Die größte Raubkatze der Welt ist vom Aussterben bedroht. Nur noch rund 3900 Tiger leben in freier Wildbahn. In Gefangenschaft leiden rund fünfmal so viele Tiere in Zirkussen, Streichelzoos oder in Privathaltung. Tiger werden legal verkauft und gehandelt - mitten in Europa.

Unregulierte Haltungsrichtlinien und der kommerzielle Handel der majestätischen Wildtiere befeuern die Nachfrage und drängen den Tiger an den Rand der Ausrottung. Zum Tag des Tigers am 29. Juli fordert die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ die EU-Kommission auf, den kommerziellen Handel zu verbieten. „In Österreich ist die Privathaltung von Tigern zwar verboten. Aber in vielen europäischen Staaten kann sich jeder, der will, einen Tiger kaufen und halten. Obwohl es sich um eine streng geschützte, stark bedrohte Art handelt, deren tierschutzgerechte Haltung sehr schwierig ist, ist der Kauf und Verkauf dieser Tiere in Europa nicht nur möglich, sondern auch legal“, sagt Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin von „Vier Pfoten“.

Bis zu 22.000 Euro pro Tier
Der Handel mit Tigern und Tigerteilen ist ein Millionengeschäft und ein Teufelskreis für die Tiere. Als niedliche Tigerbabys werden sie schon mit wenigen Wochen von der Mutter getrennt und an Streichelzoos oder Privatpersonen verkauft. Spätestens wenn die Großkatzen ausgewachsen sind und sich nicht mehr so leicht händeln lassen, werden sie zur Last und weiterverkauft. Vor allem in Asien sind Tiger aus Europa begehrt und eine lukrative Einnahmequelle: Ein lebender Tiger, gezüchtet in Europa, bringt laut „Vier Pfoten“-Recherchen bis zu 22.000 Euro.

Auch tot sind die Tiere wertvoll. Ein kleiner Tigerzahn wird für rund 800 Euro gehandelt, ein Fläschchen Tigerwein – eine angeblich heilende Tinktur, hergestellt aus Tigerknochen – etwa 220 Euro. „Solche Summen sind für illegale Wildtierhändler Grund genug, in Bangladesch, Kambodscha oder China, wo es noch wilde Tigerpopulationen gibt, Jagd auf die Tiere zu machen. Deshalb ist es so wichtig, den kommerziellen Handel mit Tigern zu verbieten. Das Geschäft mit Tigern und Tigerteilen darf sich nicht lohnen“, so Weissenböck.

Politik muss Wildtierhandel verbieten
Über Internetplattformen kann man in Osteuropa Tiger- oder Löwenbabys kaufen. Eignungsnachweise sind dafür nicht erforderlich. Dabei stellen die Großkatzen hohe Anforderungen an ihren Lebensraum, weshalb tausende Tiere in der Gefangenschaft leiden: Sie werden als Statussymbol missbraucht, müssen in Zirkussen unter Androhung von Schmerzen Kunststücke vorführen und vegetieren in meist viel zu kleinen Käfigen dahin – vollkommen legal. Sogar in Deutschland ist es in einigen Bundesländern ohne große Auflagen erlaubt, einen Tiger als Heimtier zu halten.

„Ein Tiger hat in Privathaltung nichts verloren! Überforderte Privatpersonen oder marode Zirkusse verkaufen die Tiere regelmäßig weiter. Wo genau am Ende die Tiger landen, bleibt oft ein Rätsel. Jeder Gebrauchtwagen-Verkauf wird besser nachverfolgt als der Verkauf eines Tigers. Aus Recherchen wissen wir, dass einige Tiere noch hier in Europa getötet, in Einzelteile zerlegt und zu Traditioneller Chinesischer Medizin verarbeitet werden“, erklärt Weissenböck. Bislang wird der Wildtierhandel in Europa nur rudimentär überwacht, kaum ein Land weiß, wie viele Tiger sich in Privathaltung oder in der Obhut von Zirkussen befinden. Um den illegalen Handel mit Großkatzen nicht zu fördern und zum Schutz der letzten wildlebenden Tiger, fordert „Vier Pfoten“ ein Verbot des kommerziellen Tigerhandels.

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