Legale Tierquälerei

Tiertransporte bei Hitze: Gesetze reichen nicht

Tierecke
09.07.2021 16:48

Mitten in der nächsten Hitzewelle werden weiterhin EU-weit unzählige Tiertransporte auf den Straßen oder per Seeweg abgefertigt. Dabei bedeuten hohe Temperaturen für die Tiere nicht nur großen Stress, sondern können sogar lebensgefährlich sein. Tierschützer fordern ein generelles Verbot von Tiertransporten bei Außentemperaturen von über 25 Grad.

Damit ist auch der österreichische Tierschutz-Minister Mückstein gefordert, das österreichische Gesetz nachzuschärfen und sich auch EU-weit dafür einzusetzen. Jährlich werden über 1,5 Milliarden Geflügeltiere und über 49 Millionen lebende Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde grenzüberschreitend innerhalb der EU sowie in und aus Drittstaaten transportiert.

Fast jedes Schlachttier wird transportiert
Österreich exportierte 2019 28,2 Millionen und importierte 21,3 Millionen Tiere. Innerhalb Österreichs muss fast jedes Tier, das geschlachtet wird, zumindest ein Mal im Leben transportiert werden. In der EU sind Tiertransporte über acht Stunden erlaubt, solange die Temperatur in den Fahrzeugen 30 Grad nicht übersteigt. Bei kürzeren Strecken, also auch innerhalb Österreichs, gibt es überhaupt keine Obergrenze.

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Tieren fehlt wortwörtlich die Luft zum Atmen

"Vier Pfoten"-Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck

Veronika Weissenböck: „Nicht nur die EU-Transportverordnung, auch das österreichische Tiertransportgesetz ist völlig unzureichend und für die Tiere eine einzige Tortur. Es ist ein unglaublicher Missstand, dass nach wie vor Tiertransporte in Drittstaaten genehmigt werden, wenn unterwegs mit zu hohen Temperaturen zu rechnen ist. Und dass auf Kurzstrecken überhaupt keine Temperaturregelungen gelten, ist einfach ein Witz und bringt Tiere unnötig in Lebensgefahr. Den Tieren fehlt wortwörtlich die Luft zum Atmen!“

Aber auch die innerösterreichischen Routen können für Tiere bei Hitze lebensgefährlich sein. „Kommt ein Tiertransport zum Stehen, zum Beispiel wegen Stau oder Wartezeiten, steigen die Temperaturen im Fahrzeug schnell um mehrere Grad. Zusätzlich produzieren die Tiere in den Fahrzeugen Wärme. Die Temperatur im Inneren ist deshalb fast immer höher als in der Umgebung. Die bei Langstrecken verpflichtenden Ventilatoren in den Lkws können im besten Fall die Luft bloß austauschen, nicht aber die Temperatur wirksam senken. Eine Senkung der Obergrenze auf Außentemperaturen von 25 Grad wäre hoch an der Zeit. Minister Mückstein kann ja auch jederzeit strengere Regeln, als von der EU vorgegeben, einführen“, so Weissenböck.

Hitzestress kann sehr schnell zum Herz-Kreislaufkollaps und damit auch zum Tod führen. Schweine können nicht schwitzen und regulieren ihre Körpertemperatur durch Baden, Wälzen und Suhlen, was auf Transporten natürlich unmöglich ist. Sie leiden dadurch schnell an Hitzestress. Aber auch für Rinder ist ein Transport bei Hitze eine Qual. „Rinder haben eigentlich eine Wohlfühltemperatur von nicht mehr als 15 Grad. Kaum auszudenken, wie es ihnen ab 25 Grad auf einem Transporter geht. Rinder unter Hitzestress leiden an Muskelzittern, -krämpfen, Atemlähmung und schließlich sogar Kreislaufversagen, bis hin zum Tod“, erklärt Weissenböck.

Drittstaaten haben meist heißes Wetter
Das betrifft vor allem viele österreichischen Zuchtrindertransporte in EU-Drittstaaten: 2019 wurden knapp 19.000 Tiere exportiert, vor allem in Länder wie Algerien, Aserbaidschan, Marokko und Georgien, wo die Temperaturen in der Regel höher als in Österreich sind. Die optimale Temperatur für Geflügel im Stall ist 17 bis 20 Grad. Bei Hitzestress zeigen Hühner Schnabelatmung, was nichts anderes als ein Hecheln mit etwa 250 Atemzügen pro Minute ist. Sie spreizen die Flügel, um Wärme abzugeben – wofür aber natürlich im engen Transporter kein Platz ist.

„Systematische und legale Qual“
„Wir sprechen von einem System, das in den letzten Jahrzehnten völlig außer Kontrolle geraten ist. Wir müssen wieder Verantwortung für unsere Tiere als fühlende Lebewesen übernehmen. Es kann nicht sein, dass wir sie im 21. Jahrhundert systematisch und ganz legal quälen“, so Weissenböck abschließend.

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Die EU muss endlich reagieren! Wir dürfen ein solch barbarisches Vorgehen gegenüber Lebewesen nicht mehr tolerieren.

Maggie Entenfellner, "Krone"-Tierexpertin

„Krone“ engagiert sich besonders
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner ist im regelmäßigen Austausch mit allen Fraktionen von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger bis Wolfgang Mückstein: „In Zeiten der Corona-Krise galt es für die Politik natürlich, sich vorrangig um die Gesundheit der Österreicher zu kümmern“, so Entenfellner. „aber jetzt fordern wir von den Zuständigen Taten ein!“

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