Gustl Auinger:

„Weglaufen ist niemals eine Lösung“

Steiermark
03.06.2021 08:00

Nach der tödlichen Moto3-Tragödie in Mugello nimmt Österreichs Motorrad-Legende Gustl Auinger Stellung zum umstritten „Re-Start“. 

Der tödliche Unfall des 19-jährigen Schweizers Jason Dupasquier beim Moto3-Rennen in Mugello stürzte die Motorsportwelt in Trauer und heftige Diskussionen. Hätte man die Rennen absagen müssen?

Österreichs Motorsport-Legende Gustl Auinger, vor zwei Jahren noch Mentor von Dupasquier im Red Bull Rookies Cup, begründet, warum der Start der Rennen seiner Meinung nach seine Berechtigung hatten und warum er seine Rookies in Mugello auf die Strecke schickte.

„Mir hat’s die Tränen rausgedrückt, so geschockt waren wir alle, denn der Jason war einer von uns“, sagt der 66-jährige Wahlsteirer, der schon geahnt hatte, dass etwas Schreckliches passiert sein musste, als der Hubschrauber seinen Motor an der Strecke abgestellt hatte. Er konnte auch verstehen, dass einige gute Freunde des Schweizers danach nicht mehr aufs Motorrad steigen wollten, dennoch empfand er den Dorna-Entscheid zum Weiterfahren als richtig: „Eine Absage der Rennen wäre ein Weglaufen vor den Problemen gewesen. Und Weglaufen ist niemals eine richtige Option im Leben. Das hätte das Problem nur zeitlich verschoben. Bei Leben in Bewegung gibt es leider keine hundertprozentige Sicherheit, ob im Sport oder im restlichen Leben, auch wenn alles Menschenmögliche versucht wird.“

Aber: „Uns war es wichtig, besonders unseren 26 Buben im Rookies Cup klar zu machen, dass Jason nicht umsonst gestorben sein darf. Wir wollten, dass ihnen bewusst ist, was sie hier tun, und dass sie ihr Leben weitermeistern müssen. Bei diesem Sport sind 99 Prozent Aufmerksamkeit zu wenig, es braucht die ganzen hundert.“

Jedenfalls ist Driving Coach Auinger sicher: „Ich hab jeden meiner Buben vorm Start in die Arme genommen und persönlich mit ihm gesprochen. Sie hatten Unterstützung. Wir wurden damals in unserer aktiven Zeit bei Todesfällen völlig alleine gelassen. Wir waren allen völlig wurscht. Aber dieses Rennen zu bestreiten hat meine Buben weitergebracht. Sie sind Körper an Körper, Lenker an Lenker gefahren - und es hat nicht eine einzige gefährliche Situation gegeben.“

Den Vorwurf, dass alles der Show untergeordnet ist, lässt Auinger nicht zu: „Eine Show ist’s maximal für das Publikum, für die Fahrer aber ist der Sport ihr Leben. Sie fühlen sich berufen am Motorrad zu sitzen, weil sie das gut können.“

Nach dem schrecklichen Unfall ist dem Sport die ungeteilte Hilfe der drei entscheidenden Motorrad-Kommissionen (Dorna, Irta und Safety Commission) sicher: „Jasons Tod wir sicher nicht vergessen und abgehakt. Jetzt gilt es daraus zu lernen. Wobei wir alle wissen, dass dies wieder passieren wird. Die Frage ist nur wann.“

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