Kurioser Fund

Panzer im Keller: Deutscher (84) vor Gericht

Ausland
29.05.2021 07:23

Darf man als Privatperson einen Panzer in seinem Fuhrpark haben? Dieser Frage geht das Gericht in Kiel derzeit nach. Denn im Keller einer Villa eines 84-Jährigen wurde im Frühjahr 2015 zufällig ein 44 Tonnen schwerer Wehrmachtspanzer des Typs Panther entdeckt. In der Sammlung des Rentners befanden sich außerdem ein Torpedo, Mörser, Flak, Maschinengewehre, Sturmgewehre, Pistolen, Sprengstoff und mehr als 1500 Schuss Munition. Der kuriose Fund sorgte vor sechs Jahren für internationales Aufsehen, nun droht dem Angeklagten Klaus-Dieter F. bei einer Verurteilung wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz eine Haftstrafe.

Die Ermittler waren 2015 auf der Suche nach Nazi-Raubkunst, als sie in der Tiefgarage in Heikendorf die überraschende Entdeckung machten. Um den Wehrmachtspanzer (Baujahr 1944) aus dem Keller zu bekommen, war ein schweißtreibender Einsatz von etwa 20 Soldaten nötig. Die Bergung der Monstrosität dauerte rund neun Stunden.

Das Ungetüm bezog der Angeklagte über einen britischen Waffenfreund, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Der schrottreife Panzer wechselte 1977 den Besitzer. In Solingen wurde das Kriegsgefährt schließlich so gründlich restauriert, dass die Anklage das Sammelstück als Kriegswaffe betrachtet. Die Nachbarn dürften über das ungewöhnliche Gefährt Bescheid gewusst haben - die Anlieferung des Panzers sowie das Einparken in der Tiefgarage ließ sich wohl nicht unauffällig bewerkstelligen. 

Panzer vermutlich nicht einsatzfähig, die Flak möglicherweise schon
Nun soll das Gericht feststellen, ob die Waffen auch funktionsfähig waren - dann wäre die Sammelleidenschaft ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, der mit bis zu fünf Jahren Haft bedroht wird. Das Gericht und auch der Anwalt des Rentners gehen zwar nicht davon aus, dass der Panzer funktionstüchtig war, die Flak hält der Richter jedoch für problematisch: „Das Rohr scheint in einem deutlich besseren Zustand zu sein“, merkte er an. Die Verteidigung sah dies anders: Es gebe schließlich keine Munition mehr dafür - fünf Schuss, die man extra produzieren müsste würden dem Juristen zufolge 216.000 Euro kosten.

„Sein Lebenswerk“
Es sei seinem Mandanten nicht darum gegangen, die Waffen einsatzfähig zu halten, erklärte die Verteidigung: Der Panzer sei das Lebenswerk des Angeklagten gewesen. Das Urteil zu dem kuriosen Fall wird erst im Juli erwartet. 

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