Bei den Hüttenwirten in Tirol macht sich immer mehr Nervosität breit. Der Alpenverein fordert nun Planungssicherheit und kann sich vorstellen, eventuell auf Schutzhütten Corona-Tests anzubieten.
Keinen einzigen bestätigten Coronafall gab es im Vorsommer auf den mehr als 230 Hütten des Österreichischen Alpenvereins. Die aktuelle Situation erinnert an jene vor ziemlich genau einem Jahr. „Uns fehlt jegliche Planungssicherheit“, sagt ÖAV-Hüttenreferent Peter Kapelari. Dies sei deshalb so besonders problematisch, weil für die Inbetriebnahme einer Hütte am Berg mehr Vorlaufzeit notwendig sei als etwa für ein Hotel im Tal, betont er. Es müssten Transportflüge gebucht werden, die Rekrutierung von Personal gestalte sich ebenfalls um einiges schwieriger.
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger hat laut Kapelari dem Alpenverein zugesichert, dass die Schutzhütten bei den Öffnungsschritten ab Mitte Mai mitberücksichtigt würden. „Die Hütten haben ja eine viel weitreichendere Funktion als nur das Ausgeben von Speis und Trank“, weiß Kapelari. „Sie lenken die Besucherströme im Gebirge und dienen auch als Anlaufpunkte – allein schon durch das Vorhandensein von Toilettenanlagen. Dadurch lassen sich zahlreiche Interessenskonflikte vermeiden.“
Schutzmaßnahmen aus dem Vorjahr umsetzen
Auch im Bergsommer 2021 werden die Schutzmaßnahmen aus dem Vorjahr wieder umgesetzt – von den Trennwänden in den Lagern über die Reduktion der Anzahl von Schlafplätzen über größere Abstände zwischen den Tischen bis hin zur Bereitstellung von Desinfektionsmitteln.
Freilich – es bleiben in jedem Fall offene Fragen. Eine davon ist, ob sich Bergfreunde auch für das Einkehren bzw. Nächtigen auf Hütten „freitesten“ müssen. Da stünde der Alpenverein dann vor einem riesigen Problem. „Aus dem Vorsommer wissen wir, dass sehr viele Weitwanderer über längere Zeiträume von Hütte zu Hütte unterwegs sind. Diese müssten dann theoretisch jeden zweiten Tag mühsam ins Tal absteigen, um sich testen zu lassen – Wiederaufstieg inklusive“, schüttelt Kapelari ungläubig den Kopf.
Weil dies in der Praxis nicht umsetzbar wäre, sucht der Alpenverein bereits nach Lösungen für den „Fall der Fälle“: Man überlegt sich, die Hüttenwirte zu Coronatestern auszubilden, um diese Hürde zu überspringen.
„Ein guter Zeitpunkt für einen Start!“
Bert Rackwitz hat mit seiner Familie trotz der unsicheren Lage nach der Falkenhütte im Karwendel jetzt auch die Lamsenjochhütte übernommen.
„Krone“:Was hat Sie dazu bewogen, eine solche Herausforderung anzunehmen?
Bert Rackwitz: Eigentlich ist die Entscheidung aus einem Jux heraus entstanden. Die Sektion München des Deutschen Alpenvereins hatte in den sozialen Medien eine Hütte zur Verpachtung ausgeschrieben, die ich schon einmal bewirtschaftet habe. Da habe ich einen Jux-Kommentar abgegeben. Daraufhin kam die Sektion auf mich zu und fragte mich konkret wegen der Übernahme der Lamsenjochhütte. Ich habe zugesagt, weil ich meinen Mitarbeitern der Enzianhütte, einem Après-Ski-Lokal und Restaurant, das ich im Winter in Fieberbrunn betreibe, somit eine Ganzjahresstelle anbieten kann.
Corona bereitet Ihnen aus wirtschaftlicher Sicht dabei keine Sorge?
Wir - meine Frau Claudia, deren Schwester Amrai, die uns unterstützt, und ich - stehen natürlich vor einer großen Herausforderung. Wir bleiben aber optimistisch und gehen davon aus, dass demnächst die Maßnahmen gelockert werden. Wir sind vorbereitet, sodass wir sofort agieren können. Es kann ja nur noch besser werden. Ich finde außerdem, dass es ein guter Zeitpunkt zum Start ist, denn die Leute lechzen regelrecht danach, in die Natur zu kommen, sich zu bewegen und ihre Heimat zu genießen. Ich bin mir sicher, dass das dann den Hütten zugute kommt.
Wann soll es auf der Falken- bzw. der direkt benachbarten Lamsenjochhütte 2021 denn losgehen?
Die Falkenhütte startet erst im Juli, weil die Sektion noch weitere Umbauten erledigen muss. Das halte ich für einen Vorteil, weil sich die neuen Mitarbeiter somit zunächst auf die Lamsenjochhütte konzentrieren und einarbeiten können. Dort starten wir - hoffentlich - schon Mitte Juni.
Stimmen Sie die Erfahrungen auf der Falkenhütte von 2020 optimistisch?
Ja, denn der erste Coronasommer lief an sich sehr gut. Wir waren sogar einigermaßen überrascht darüber, dass so viele Gäste zu uns ins Karwendel gekommen sind.
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