25.04.2021 12:00 |

Steiermark History

Wie Einhorn und Drache auf die Wappen kamen

Ein Feuer speiender Lindwurm in Liezen, ein silberner Wassermann in Grundlsee, der Panther in Graz: Viele steirischen Gemeinden führen Fantasiewesen, die nur in Märchen und Sagen existieren, im Wappen.

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Rote Flammen züngelten aus seinem mit scharfen Zähnen gespickten Maul, der Blick war feurig, sein Hunger fast unstillbar: Auf der felsigen Roten Wand bei Liezen hauste in Urzeiten ein gefährlicher Drache mit grüner, geschuppter Haut und schlangenartigem Körper, der die Bewohner das Fürchten lehrte. Eines Tages verirrte sich ein Hahn in das Revier des bedrohlichen Untieres. Die willkommene Mahlzeit verhalf dem Lindwurm, wie das Fabelwesen auch genannt wurde, zu einem riesigen Kräfteschub: Er brach aus und verursachte dabei einen gewaltigen Felssturz, der die antike Siedlung verschüttete.

So erzählt man sich in Liezen seit Generationen die alte Drachensage, die bildlich sogar in das Wappen der Stadt Eingang gefunden hat. Seit dem Jahr 2017 begrüßt der Lindwurm nun auch Autofahrer beim Kreisverkehr der Hauptstraße, die in die obersteirische Bezirkshauptstadt fahren. „Das Kunstwerk ist ein wahrer Blickfang. Im Hintergrund sieht man die Rote Wand, die Hochangern und die Weißenbacher Wände - genau wie auf unserem Stadtwappen“, erklärt die Liezener Bürgermeisterin Roswitha Glashüttner.

Aber ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Tier, das ja nur in Mythen, Sagen und Märchen existiert, auf einem Hoheitszeichen einer Kommune abgebildet ist? Nein, ganz und gar nicht. Auch auf den Wappen anderer Gemeinden der Steiermark zeigen fabelhafte Kreaturen ihre spitzen Krallen, speien Feuer oder breiten ihre Flügel gen Himmel aus.

Das wohl bekannteste steirische Wappen ist das der Landeshauptstadt Graz, das auch prominent am Rathaus angebracht ist. Darauf präsentiert sich der Panther, der auch das weiß-grüne Landeswappen ziert. Er ist hier ein Mischwesen mit einem Pferdekopf, Löwenmähne und Löwenschwanz. Rote Flammen schlagen aus Maul und Ohren.

Das Einhorn: Eines der derzeit nicht nur bei Kindern beliebtesten Fabeltiere führt Gössendorf in Graz-Umgebung „im Schilde“. In der Wappensprache ist es „silbern“, zeigt sich aber den Betrachtern in klassischem Weiß. Wie das Einhorn nach Gössendorf kam? Es war auf einem Siegel des Richters Volkmar aus dem 13. Jahrhundert abgebildet. Das Einhorn symbolisierte im Mittelalter das Gute, war Zeichen für die Jungfrau Maria, und stand auch für Christus selbst.

Der Wassermann im Wappen der Gemeinde Grundlsee im steirischen Salzkammergut ist eine Anspielung auf die gern in diese Gegend erzählte Sage vom Wassermann: Um freigelassen zu werden, soll ein im Grundlsee gefangener Wassermann die Salzlagerstätte im Sandling im Nachbarort Altaussee verraten haben.

 In Grafendorf bei Hartberg (Bezirk Hartberg Fürstenfeld) zeigt sich ein wilder, roter Greifvogel ziemlich angriffslustig. Der Greif ist ein beliebtes fiktives Wesen, das auf zahlreichen Schilden des Mittelalters dargestellt wurde - er hat Teile eines Adlers und eines Löwen in sich vereint.

 Ein so genannter Wolfsdrache findet sich im Gemeindesiegel von Rohr bei Hartberg in der Oststeiermark. Noch nie von diesem Fabeltier gehört? Kein Wunder: Der Wolfsdrache ist als Wappentier selten - und ebenso ein fantastisches Mischwesen. Es besteht aus einem Wolf und einem Drachen - und wirkt angsteinflößend. Passend für ein „starkes“ Wappen!

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