Kindeswohlgefährdung

Trauriger Rekord im Jahr der Pandemie

Tirol
24.04.2021 08:00

Die vergangenen Monate waren in mehrerlei Hinsicht schlicht katastrophal. Da bildet die Innsbrucker Kinder- und Jugendhilfe keine Ausnahme, wie man an hohen Zahlen sieht.

Sie können sich nicht wehren und schützen: Kinder und Jugendliche sind Gewalttaten in besonders tragischer Weise ausgesetzt. Und die Meldungen, die beim Amt für Innsbrucker Kinder- und Jugendhilfe eingehen, werden mehr. 2020 gab es eine besonders massive Steigerung von 37% gegenüber dem Vorjahr. Das sind 1203, also mehr als drei Meldungen am Tag! Die meisten kamen von der Polizei (345, +70%) und von Personen, die keiner Meldepflicht unterliegen (321, +45%) – das sind oft Nachbarn. Bei den Meldepflichtigen haben die Schulen ein Plus von 10% (121 Fälle), Ärzte und Krankenanstalten ein Plus von 64% (82) und soziale Einrichtungen ein Plus von 59% (81).

Wenn alles zu viel wird
Die ansteigenden Zahlen in der Pandemie sind auch ein Zeichen der Überforderung und Überlastung der Eltern, die dann schließlich die Kinder und Jugendlichen zu spüren bekommen. Vor allem die fehlenden Ausweichmöglichkeiten können zu erhöhten Spannungen führen, wie der neue Amtsvorstand Raphael Hölbling erklärt. „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, erwähnt die Innsbrucker Magistratsdirektorin Gabriele Herlitschka und verweist damit auf die schwierige Situation der Erziehung, wenn beide Eltern berufstätig sind. Wenn dann noch Schule und Kindergarten zusperren, scheint die Eskalation regelrecht vorprogrammiert.

51 Vernachlässigungen
Eine Meldung an die Kinder- und Jugendhilfe ist noch keine Anzeige – ein Großteil wird intern geregelt. Bei 31% der Fälle konnte das Amt keine Gefährdung feststellen. 351 Fälle liefen unter „Gefährdung in anderer Weise“, wenn Eltern beispielsweise süchtig oder überfordert sind, und in 378 Fällen lag keine erhebliche Gefährdung vor, aber „Unterstützungsbedarf war nötig“. 100 Mal erging 2020 eine Meldung wegen Misshandlung und Gewalt, 51 Mal wegen Vernachlässigung. Das Jahresbudget der Stadt für das Amt liegt bei rund 13 Millionen Euro - was entsprechende Einrichtungen angeht gibt es einen „deutlichen weiteren Bedarf“. Das wird aber, wie Vize-BM Johannes Anzgengruber (ÖVP) erklärt, bereits in Angriff genommen.

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