Löcher in Milchzähnen

Zahnärztin schlägt Alarm: Schon Babys haben Karies

Steiermark
01.04.2021 08:00

Fast 14 Prozent der Dreijährigen haben bereits im Durchschnitt vier kariöse Zähne, schlägt Kinderzahnärztin Sabine Wenger aus Graz Alarm. Aber warum haben so viele Kleinkinder Löcher in den Milchzähnen?

Es sind nur 20 kleine weiße Zähnchen, die das Gebiss eines Kleinkindes ausmachen. „Aber es sind ja nur die Milchzähne, die fallen eh aus“, sagen viele Eltern. Stimmt, doch sie tragen eine große Verantwortung. „Gesunde Milchzähne sind die Voraussetzung für gesunde Erwachsenenzähne“, betont Sabine Wenger, Kinderzahnärztin in Graz. Doch nicht immer wird gut auf die blitzenden Beißerchen geschaut, gerade bei Kleinkindern nimmt Karies stark zu.

Behandlung für viele Eltern zu teuer
„Laut einer aktuellen Studie in Deutschland und Österreich haben 13,7 Prozent der Dreijährigen durchschnittlich vier kariöse Milchzähne“, sagt sie. Doch das viel Schlimmere sei, dass 85 Prozent dieser betroffenen Kinder gar nicht behandelt werden. Und warum? „Weil die Eltern sich das nicht leisten können und Behandlungskapazitäten fehlen.“ Auf der Grazer Universitätsklinik kann man zwar eine Gesamtsanierungen unter Narkose machen lassen - das wurde 2003/2004 von der Spezialistin eingeführt - „aber es gibt sehr, sehr lange Wartezeiten von bis zu eineinhalb Jahren.“ Einzige Alternative derzeit: eine kostspielige Behandlung in einer Privatklinik.

„Das ist eine Versorgungslücke“
Sabine Wenger hat sich nun aber fest vorgenommen, zum Wohl ihrer kleinen Patienten für eine Lösung zu kämpfen. „Ich möchte Kindern zeitnah und kostengünstig helfen. Der Anteil, der eine Narkosesanierung braucht, ist nämlich groß. Das ist eine echte Versorgungslücke.“ Bisher fehlt es aber noch an Unterstützern. Die zuständige Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) betont auf „Krone“-Anfrage, dass man in konstruktiven Gesprächen mit den verantwortlichen Partnern sei. „Wir versuchen, Lösungen für die Lücken in der kassenärztlichen zahnmedizinischen Versorgung zu erarbeiten.“

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Karies entsteht immer multifaktorell. Viel hängt von der Mundhygiene ab. Wichtig ist, wirklich zweimal täglich die Zähne mit fluoridierter Zahnpasta zu putzen.

Dr. Sabine Wenger

Bei Kinder ist Ablenkung das Um- und Auf
Damit es aber gar nicht erst zu einer Operation kommt, hat die Zahnärztin mit dem großen Herz für kleine Patienten in ihrer kunterbunten Kinderzahnpraxis einige Zaubertricks auf Lager, damit Prophylaxe Spaß macht. Denn die Vorsorge ist bei Milchzähnen immens wichtig, damit die Schäden nicht auf die „zweiten Zähne“ übergehen. Nur welches zweijährige Kind findet es toll, wenn in seinem Mund herumgearbeitet wird? Doch wenn es der Stofftiger eifrig vorzeigt und Schlürfi („Sauger“) und der Zahnbesen („Bohrer“) die Zähnchen verzaubern, geht alles schon viel leichter.

„Wichtig ist, dass Kinder keine negativen Erfahrungen machen. “Da müssen auch die Eltern mitspielen, selbst wenn sie Angst haben, weil sich alles überträgt.„ Und man braucht Zeit. “Zeit ist der wichtigste Faktor in der Kinderzahnheilkunde„, schmunzelt Sabine Wenger. Hat sie ihren Berufswunsch trotz aller Dramen, die sich in ihrer Laufbahn schon abgespielt haben, je bereut? „Nein“, strahlt sie über das ganze Gesicht. „Von den Kindern bekomme ich irrsinnig viel zurück. Ich liebe meinen Job.“

Vorsorgetipps:

  • Grundsätzlich gilt: Zweimal täglich Zähneputzen. Nicht zu fest, der Zahnschmelz ist sehr weich. Ab dem 3. Lebensjahr elektrisch.
  • Bis zum zehnten Geburtstag sollten die Eltern unbedingt nachputzen!
  • Wenn die Zähne eng stehen, Zahnseide verwenden, denn es droht Zwischenraumkaries.
  • Drei- bis viermal jährlich zur Kontrolle zu gehen.
  • Gesund ernähren.
  • Mehrmals tägliches Naschen ist absolut tabu.
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