„Sternenkinder“ werden Babys genannt, die noch während der Schwangerschaft, während oder kurz nach der Geburt sterben. Für die Eltern ist eine Fehlgeburt, eine stille Geburt oder ein Neugeborenentod eine Erfahrung, die tiefe Spuren hinterlässt. Doch oft fühlen sie sich mit ihrer Erfahrung und der Trauer alleine gelassen. In der Steiermark hält ab sofort eine sogenannte „Sternenkindbox“ für die Betroffenen Informationen und Trost bereit.
Für hoffnungsvoll wartende künftige Eltern ist die Schwangerschaft eine Zeit der Vorfreude. Aber nicht immer nimmt sie einen glücklichen Verlauf: Unterschiedliche Gründe können dazu führen, dass das Kind noch im Mutterleib, während der Geburt oder auch kurz danach verstirbt. Für die Eltern bedeutet dies in jedem Fall einen schwerwiegenden Verlust. Viele Paare sind Eltern eines Sternenkindes - darüber geredet wird aber kaum.
Mit Trauer überfordert
Personen im sozialen Umfeld, Freunde und Bekannte sind oftmals überfordert mit der Trauer, der betroffene Frauen und Männer, wenn sie den Verlust verarbeiten müssen: „Sternenkindeltern lernen eine schreckliche Lektion: Redet man als betroffenes Paar zu viel über seine Gefühle, dann ist das ein Fehler. Man nervt andere. Redet man nicht darüber, dann ist das auch ein Fehler. Denn dann bleibt man einsam, erstickt an seiner Trauer, findet keinen Halt bei anderen. Je mehr das Umfeld mit Unverständnis reagiert, desto mehr fangen wir an zu schweigen“, erzählte Projektinitiatorin Vera Juriatti am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Graz. Als Mutter von fünf Sternenkindern weiß sie wovon sie spricht.
„Als Jugend und Familienressort haben wir den Anspruch Eltern und Familien in allen Lebenslagen zu unterstützen. Mit dieser Box wollen wir die Eltern in dieser emotionalen Ausnahmesituation unterstützen“, hielt der Grazer Jugend-, Familien und Sozialstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) bei der Präsentation der österreichweit einzigartigen Initiative fest. Eltern sollen ein „externes Zeichen“ der Anerkenntnis ihrer schlimmen Situation erfahren und zugleich Informationen bekommen.
Sternenkinderbox
Die Box enthält eine Trauerkarte, eine Karte für einen Fußabdruck und ein Duftöl, eine Auflistung der Gedenkorte für zu früh verstorbene Kinder in der Steiermark, sowie ein Buch von Rainer Juriatti. Der Fotograf und Autor gehört einem Fotografennetzwerk an, das auf Wunsch von trauernden Eltern totgeborene Kinder oder solche, die kurz nach der Geburt sterben, kostenlos fotografiert. Vor mehr als 20 Jahren hat er erstmals mit einer Polaroid ein Foto eines seiner Sternenkinder geschossen, das ihn bis zum heutigen Tag begleitet. Auf Einladungskarten finden sich in der Box weiters Informationen zu speziellen Angeboten und Beratungen, etwa Einzelstunden für Physiotherapie, Beckenbodentraining und Rückbildungsübungen.
Wichtige Anlaufstellen
Eine wichtige Anlaufstelle für Sternenkind-Eltern kann der Verein Rainbows sein. Vor allem dann, wenn schon andere Kinder vorhanden sind: „Geschwisterkinder werden oft in ihrer Trauer übersehen, nicht wahrgenommen und mit ihren Gefühlen und Fantasien alleine gelassen“, erzählte Ursula Molitschnig. Bei vielen Kindern löse der Tod eine Vielzahl von Emotionen wie Angst, Trauer, Einsamkeit oder auch Wut aus, der Verein biete hier Unterstützung, sagte Molitschnig.
„In der Steiermark werden die Sternenkindboxen in allen Krankenhäusern mit Geburtenstationen und Sanatorien ausgegeben. Ich hoffe wirklich, dass mit diesem Vorreiterprojekt ein Signal gesetzt wird und die Stigmatisierung rund um Sternenkinder gelockert wird“, sagte die steirische Gesundheits- und Familienlandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP).
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