Ein E-Mail an die ÖH brachte die ganze Sache vor etwa zwei Wochen ins Rollen: Eine besorgte Philosophie-Studentin kritisierte, dass der Professor in seinen bisherigen Lehrveranstaltungen antisemitische Inhalte verbreitet haben soll. Der Vortragende ist nicht an der Universität angestellt, sondern leitet den Kurs als externer Lehrender.
Die ÖH schlug nach der E-Mail Alarm und verlangte, dass der Kurs abgesagt wird – mit Erfolg.
„Wir haben in einem Gespräch mit allen Betroffenen entschieden, das Seminar auszusetzen. Die Studenten bekommen einen Ersatzkurs“, erklärt Vizerektor Martin Weichbold. Mehr Details wollte Weichbold nicht bekannt geben, die Causa sei „sehr komplex.“ Johannes Brandl, Vorsitzender der Curricularkommission Philosophie, nimmt den umstrittenen Professor in Schutz. „Es sind leider in dieser Angelegenheit einige falsche Gerüchte in Umlauf, die den Betroffenen diffamieren“, schreibt Brandl in einem E-Mail. Die Thesen des 76-Jährigen gelten in Wissenschaftskreisen als kontrovers: Er gilt als scharfer Kritiker Israels und als Unterstützer der gegen den jüdischen Staat gerichteten BDS-Bewegung.
Auf Anfrage der „Krone“ scheint der Professor über die Absage seines Seminars nicht sonderlich überrascht: „So etwas hatte ich nach all meinen bisherigen Erfahrungen an und mit Universitäten eher fast erwartet.“ Die Absage sei für den Lehrenden auch ein gutes Vorzeigebeispiel: „Wann bekommen die Studierenden zu dem Thema Akademische Freiheit schon ein derart konkretes Anschauungsmaterial geliefert?“, meint der streitbare Leipziger Wissenschafter.
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