„Die Schuldgefühle zerfressen mich, weil ich zu spät gekommen bin“, sagt am Dienstag unter Tränen der junge Bruder jener 34-jährigen Oststeirerin, die von ihrem Ex-Freund aus Oberösterreich mit acht Schüssen getötet worden ist. Für die Anklage war das ein klarer Mord - der Angeklagte selbst spricht von Notwehr.
Tapfer stellt sich der junge Oststeirer der Befragung. Er will stark sein für seine Schwester. „Ich bin mit ihm (dem Angeklagten, Anm.) nie warm geworden“, schildert er Richter Andreas Rom. „Man wusste nie, wann er die Wahrheit sagt.“ Sogar Darmkrebs habe der Angeklagte erfunden. „Er hat einfach immer gelogen.“
„Ich sah nur Blut an der Wand“
Auf den schlimmsten Tag seines Lebens angesprochen, bricht der Steirer zusammen. Er war - alarmiert durch eine andere Schwester - auch am Tatort, sah den Angeklagten noch. Blutig, mit der Waffe in der Hand, bei dessen Festnahme. Mit seinem Bruder, der dem Tod knapp entronnen war, lief er dann ins Haus. „Dort lag sie im Gang. Ich sah nur Blut an der Wand, ich dachte, sie habe sich den Kopf angeschlagen“, sagt er. Beim Zuhören bricht einem fast das Herz. Denn es war viel schlimmer als ein Cut am Kopf.
Er hat keine Empathie, ist ein Kontrollfreak und kann mit Zurückweisung nicht umgehen. Einmal in Rage, war er nicht zu halten.
Eine der Ex-Freundinnen des Angeklagten
Sechs Projektile hatten Sara getroffen. Aus der Waffe ihre Ex-Freundes, der über ein Fenster in ihr Haus eingestiegen war. „Wir lieben dich, wir brauchen dich, bleib bei uns“, habe er gerufen und sie gestreichelt. „Bitte geh nicht.“ Doch die Verletzungen waren zu schwer. „Ich hoffe, sie verzeiht mir, dass ich zu spät gekommen bin“, weint er, von Schuldgefühlen gequält.
Ex-Freundin lebte in Angst vor ihm
Sein großer Bruder, der entkommen konnte, erzählt, wie der Oberösterreicher über der schwer verletzten 34-Jährigen stand, zielte und dann abdrückte. „Die Stirnadern hat es ihm herausgedrückt. Sie war so hilflos.“ Von der Ader auf der Stirn erzählt auch eine Ex-Freundin: „Wenn er in Rage war, wurden seine Augen schwarz und die Adern zuckten.“ Jahrelang habe sie in großer Angst vor ihm gelebt. „Es ging ihm um Kontrolle. Ich konnte mich erst sehr spät von ihm befreien. “
Heute, Mittwoch, findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Tatort ein Lokalaugenschein statt. Noch einmal eine sehr schmerzliche Situation für die Familie, denn der jüngere Bruder lebt jetzt dort, seine Nichte hat ihn darum gebeten …
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