Im Kloster gefoltert

„Herrgott, lass mich bitte noch nicht sterben“

Oberösterreich
26.02.2021 10:00

„Ich hab‘ immer nur gedacht ,Herrgott, bitte lass mich nicht sterben‘.“ Unter Tränen schildert Elfriede S. (72) aus Wels, wie sie als 14-Jährige 1962 in die Hände einer sadistischen Klosterschwester fiel, die sie schlug und folterte. Das zweijährige Martyrium hinterließ Narben auf der Haut und auf der Seele.

„In der Nacht kann ich nicht schlafen. Ich seh’ ständig das Gesicht von Schwester Richardis vor mir. Sie hätte mich als Kindergartenhelferin ausbilden sollen. Aber sie war wohl eifersüchtig auf mich, weil mich die Kinder lieber gemocht haben als sie. Darum hat sie mich ständig geschlagen.“

„Bis ich bewusstlos geworden bin“
Wenn Elfriede S. von ihrer Zeit im früheren Franziskanerinnen-Kloster Frankenburg erzählt, kriegt man als Zuhörer Gänsehaut: „Ich musste auf einem Kantholz ,Scheitlknien‘, bis ich bewusstlos geworden bin. Meine Knie waren ständig eitrig und entzündet. Einmal hat sie mich die Treppe hinuntergestoßen. Schauen Sie meine Arme an: Man sieht immer noch, wo sie mir das heiße Bügeleisen hinaufgedrückt hat.“

27 Kilometer nach Hause gelaufen
Erst nach zwei Jahren gelang der damals 16-Jährigen die Flucht. Sie lief am Dreikönigstag 27 Kilometer nach Hause. Erst dann lösten die Eltern den Vertrag mit dem Orden. Zuvor hatte sich der Vater nicht getraut. Damals war die Macht der Katholischen Kirche noch ungleich größer als heute.

Der Orden bedauert
„Wir bedauern zutiefst, was Frau S. als Helferin in einer unserer Einrichtungen durchleiden musste“, sagt Sr. Angelika Garstenauer, Generaloberin der Franziskanerinnen von Vöcklabruck auf „Krone“-Anfrage. Und weiter: „Dass Frau S. nach dem Heimopfergesetz laut OGH-Entscheidung keine Entschädigung zusteht, macht uns betroffen. Das Leid, das ihr widerfahren ist, ist leider auch nicht wiedergutzumachen.“

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