150 Sprachen in Tirol

Muttersprache oder „L1“ als Teil der Identität

Tirol
21.02.2021 09:00

Etwa 150 Sprachen werden laut Schätzung einer Expertin in Tirol gesprochen. Diese Vielfalt müsse unbedingt gefördert werden, zum Beispiel in Form von muttersprachlichem Unterricht.

Fremde Sprachen gehören längst zum Alltag und auch in Tirol ist ein stetiger Zuwachs zu verspüren. „Es gibt zum Beispiel an der Universität immer mehr anderssprachige Studierende, aber natürlich hat auch die Migration seit 2015 große Auswirkungen“, weiß Ulrike Jessner-Schmid, Expertin für Mehrsprachigkeit an der Innsbrucker Universität. Ebenso tragen die Nähe zu Südtirol und auch der Tourismus zur Mehrsprachigkeit bei. Wie viele verschiedene Sprachen in Tirol gesprochen werden, kann man leider nicht genau sagen.

„2014 wurde die Anzahl bei der Ausstellung ,Land. schafft.Sprache’ auf 120 geschätzt, aber heute würde ich von 150 ausgehen“, lautet die grobe Einschätzung Jessner-Schmids. Laut Auskünften des Landes leben in Tirol Menschen aus 174 verschiedenen Geburtsländern.

Mit Muttersprache geht auch Identität verloren
Die „L1“, wie die Muttersprache in der Forschung genannt wird, sei stark mit Kultur verwoben und somit identitätsbildend. Deshalb sei es laut Jessner-Schmid wichtig, dass Kinder mit anderssprachigem Hintergrund auch in ihrer „L1“ gefördert beziehungsweise unterrichtet werden. Doch manche Eltern würden die Muttersprache im Zuge der Integration fallen lassen - betroffen seien vor allem mit Vorurteilen behaftete Sprachen wie Kroatisch, Polnisch und Ungarisch.

„Das ist schade, denn damit nimmt man ihnen einen Teil ihrer Identität“, betont die Expertin. Zwar gäbe es immer wieder Initiativen dagegen, etwa in Form von muttersprachlichem Unterricht, doch sie würde sich weitere Bemühungen von Bund oder Land wünschen.

Zitat Icon

In der Forschung sagt man statt Muttersprache „L1“. Die Sprache, die einem am nächsten liegt, kann man etwa auch vom Vater, vom Au-Pair-Mädchen oder von Erziehern gelernt haben.

Ulrike Jessner-Schmid, Anglizistik-Professorin

Integrations-LR Gabriele Fischer verwies indes auf geförderte Projekte wie zum Beispiel die Sprachencafés. Ein ähnliches Projekt wurde vor Corona in Form von Konversationskursen vom Integrationsbüro angeboten. Fischer hofft, „dass diese Initiativen nach den Covid-bedingten Kontaktbeschränkungen wieder aufleben.“

Mirjana Mihajlovic
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