AMS-Chef im Gespräch:

„Corona-Krise hat uns mit Wucht getroffen“

Niederösterreich
09.01.2021 10:58
Kann man sich als Arbeitnehmer auf das neue Jahr freuen? Wie sind die Aussuchten, 2021 einen neuen, attraktiven Job zu finden? Wie hart traf die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr Niederösterreichs Jobmarkt? Die „Krone“ sprach darüber mit Arbeitsmarktservice-Geschäftsführer Sven Hergovich.

Können sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf das neue Jahr freuen?

Hergovich: Das Jahr 2020 war ein dramatisches Jahr. Die Corona-Krise hat den Arbeitsmarkt mit voller Wucht getroffen. Wir haben im Frühjahr des vergangenen Jahres den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit in der 2. Republik erlebt. Und viele Arbeitnehmer sowie Unternehmen, fürchten noch immer um ihre Existenz. Wir haben daher alle Hebel im Bewegung gesetzt, um die Folgen der Corona-Krise zu dämpfen. Ich freue mich über jeden Jobsuchenden, dem es 2020 – trotz widriger Umstände – gelungen ist, die Arbeitslosigkeit zu beenden. Das waren Ende des Jahres rund 84.000 Menschen. Hinzu kommen rund 200.000 niederösterreichische Arbeitnehmer, die mit Hilfe der Kurzarbeitsbeihilfe ihren Arbeitsplatz behalten haben und dadurch glücklicherweise nicht arbeitslos geworden sind. Das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit.

Aber die massiven Folgen der Krise werden uns noch länger begleiten und wir müssen alles unternehmen, um vor allem noch besser und schneller zu werden, damit die Arbeitslosenzahlen endlich wieder sinken.

Wie hoch ist die Gefahr, jetzt kurz vor dem erhofften Ende der Pandemie noch den Arbeitsplatz zu verlieren?

Wir müssen davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit in diesem Winter neue Rekorde erreichen wird, die wir bisher noch nicht erlebt haben. Frühestens im März diesen Jahres wird die Arbeitslosigkeit in Niederösterreich wieder sinken.

Für alle Betroffenen, die suchen? Wie hoch stehen denn derzeit die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden?

Im Moment ist die Situation ausgesprochen schwierig, aber nicht hoffnungslos. Mein zentrales Anliegen ist, Jobsuchende so rasch wie möglich wieder in den Arbeitsmarkt zu vermitteln – hier bringen meine Mitarbeiter und ich vollen Einsatz. Zusätzlich finanzieren wir dieses Jahr 17.000 Ausbildungsplätze und setzen dabei einen Ausbildungsschwerpunkt im technischen Bereich und bei betriebsnahen Ausbildungen. Das gesamte Ausbildungsangebot wird dabei laufend auf seine arbeitsmarktpolitische Wirksamkeit hin überprüft und angepasst.

(Bild: Andreas Tröster)

Angeblich ist der Pfusch ordentlich gestiegen. Gefährdet das weitere Arbeitsplätze?

Konkrete Daten zum Pfusch hat die Finanzpolizei, die mit Ermittlungen zum Thema Schwarzarbeit beauftragt ist und diese auch durchführt. Mit der Einführung des Erhebungsdienstes im AMS NÖ zu meinem Amtsantritt haben wir der missbräuchlichen Verwendung von Leistungen nach dem Arbeitslosenversicherungsgesetz oder Fördermitteln, die das AMS ausbezahlt, einen Riegel vorgeschoben. Das betrifft sowohl arbeitslose Personen als auch Arbeitgeber. Hier arbeiten wir mit der Finanzpolizei zusammen und haben in diesem Jahr allein 117 Anzeigen wegen des Verdachts des Missbrauchs bei der Kurzarbeit an die Finanzpolizei zur Recherche weitergeleitet.

Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?

Ich wünsche mir, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS NÖ jenen Respekt und die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Mein Team erfüllt eine extrem wichtige, systemerhaltende Aufgabe für diese Republik. Es sichert nicht nur die Existenzen von Zehntausenden Menschen, sondern unterstützt – in einer oft sehr schwierigen Lebenslage und unter widrigen Bedingungen – dabei, wieder Arbeit zu finden. Dafür bin ich sehr dankbar.

Interview: Lukas Lusetzky, Kronen Zeitung

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