Schwere Bedingungen

Kindergärtner wollen endlich Anerkennung

Steiermark
18.12.2020 06:00

Die steirischen Kindergärtner machen auf Misstände aufmerksam: Nach wie vor herrscht Personalmangel, die Bürokratie wird immer mehr. Für Junge gibt es fast nur Teilzeitstellen. Neue Kolleg-Plätze sollen nun dagegensteuern.

Alexandra Obendrauf hat viele Dinge zu sagen. Aber eines ist ihr besonders wichtig. Es ist dieser eine Satz, der immer wieder zur Sprache kommt: „Bildung beginnt vor dem Schuleintritt.“ Was im Kindergarten, in Krippen und in Horten passiert, ist nicht reine Betreuung – sondern Bildung der Kleinsten.

Für Pädagogen (und auch Betreuer) wird die Arbeit aber immer schwieriger, ist die stellvertretende Obfrau des steirischen Berufsverband für Elementarpädagogik überzeugt. „Die Anforderungen steigen. Wir sind oft der erste Ort des sozialen Kontakts außerhalb der Familie für die Kinder. Es gibt kaum noch Großfamilien, viele unserer Kinder sind Einzelkinder. Und sie kommen auch immer jünger. Sich im Alter von drei Jahren in einer Gruppe von 25 Kindern zurechtzufinden, ist für manche eine riesige Herausforderung.“

Viele Junge bleiben nicht im Kindergarten-Job
Dazu kommt ein seit Jahren kritisierter Personalmangel. Zwar gibt es derzeit laut Büro der zuständigen Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) 300 Absolventen von Bildungsanstalten für Elementar-Pädgagogik und Kollegs – aber viele Maturanten wählen einen anderen Weg. „Wenn man sich mit 14 für diesen Beruf entscheidet, hat man eine andere Vorstellung. Ein Tanten-Bild mit Singen und Spielen“, sagt Obendrauf. Die Realität sei anders. „Eltern-Arbeit, Entwicklungsbeobachtung, Dokumentation und die tägliche Bildungsarbeit. Viele wechseln nach kurzer Zeit den Job.“

Belastend ist auch der Faktor Geld. Im Mindestlohntarif sind 2350 Euro brutto festgeschrieben, heißt es vom Land. Auf private Träger und Gemeinden habe man keinen Einfluss. Das Problem: Viele Stellen, gerade für Einsteiger, sind in Teilzeit. Das Gehalt reicht nicht, um sich eine Existenz aufzubauen; junge Frauen werden wirtschaftlich vom Partner abhängig. Obendrauf: „Wir haben einen Bildungsauftrag. Das Gehalt ist der Verantwortung nicht angemessen.“

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Wir sind die erste Bildungseinrichtung, noch vor der Schule. Aber das Prestige fehlt, wir werden vergessen.

Alexandra Obendrauf

All das hat seinen Preis. Eine Studie, die die Arbeiterkammer 2016 durchgeführt hat, zeigt, dass 55 Prozent der Angestellten im Kindergarten Burnout-Symptome zeigen (siehe Interview). Dazu kommen körperliche Belastungen, ein konstant hoher Lärmpegel und Infektionskrankheiten.

Neue Kollegs als lang erwarteter Lichtblick
Eine positive Entwicklung gibt es aber. Ab dem Schuljahr 2021/22 starten in Mureck und Hartberg Kolleg-Klassen für Elementarpädagogik. Mit jenen in Graz und Liezen gibt es dann insgesamt sieben, das sind 175 Ausbildungsplätze. Und die sind für Personen jedes Alters offen.

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