Heuer Zwangspause

Absagenflut wegen Corona, aber das Brauchtum lebt

Tirol
11.11.2020 14:15
Krampusse, Teufel und Unterländer Peaschtln müssen heuer wegen Corona schweren Herzens weitgehend daheim bleiben. Doch in den Tiroler Hochburgen ist man überzeugt, dass das Brauchtum weiterlebt.

Nicht einmal der Zweite Weltkrieg und das Verbot durch die NS-Behörden konnten verhindern, dass sich die Breitenbacher am 5. Dezember als Peaschtln verkleidet aufmachten, um von Hof zu Hof zu ziehen. Der Brauch gehört zur DNA der Bewohner. „Die Eltern mussten deshalb für mich und meinen Bruder fünf Reichsmark Strafe zahlen“, erinnerte sich der nun leider verstorbene Johann Hager als 78-Jähriger in einem Interview. Was Krieg und Not nicht schafften, bringt heuer leider das Coronavirus zustande. „Es bleibt wohl nur die Absage. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit Vertretern der rund 40 Passen treffen“, schildert Bürgermeister Alois Margreiter.

Regeln kaum einzuhalten
Die Abstandsregeln beim Transport im Traktoranhänger einhalten oder die 20-Uhr-Sperrstunde beim bierseligen Ausklang – so gut wie unmöglich. Auch der Nikolaus-Empfang ist wie in vielen anderen Tiroler Gemeinden bereits abgesagt. „Ein Dämpfer für das Dorfleben, aber die Gesundheit geht vor“, sagt Margreiter.

„Alle oder keiner“
„Entweder sollen alle Krampusse gehen oder besser gar keiner“, spricht sich auch Christoph Rieser von der „Ruatnpass“ aus Kitzbühel für eiserne Disziplin aus. Als Maskenschnitzer und Initiator des Krampusmuseums ist er wie nur wenige mit dem Brauchtum verbunden. „Es wäre unverzeihlich, wenn es wegen der Tour von Haus zu Haus zu Coronafällen kommen würde.“

Jubiläum geplatzt
Schauplatzwechsel nach Haiming, einer der Hochburgen des Krampustreibens im Oberland. „Wir hätten heuer groß unser 40-Jahr-Jubiläum gefeiert“, erzählt Gerhard Valte von der örtlichen Krampusgruppe. 45 Jungkrampusse fieberten vergeblich, abgesagt ist der Auftritt im Dorf (bis zu 4000 Besucher) und die Maskenausstellung. Ebenso der Besuch von 60 bis 80 Haushalten. 

Was alle Teufel, Peaschtln und Krampusse vereint, ist die Hoffnung auf 2021. Museumsbetreiber Rieser klingt fast trotzig, wenn er sagt: „Wegen Corona und der heurigen Absage werden diese Bräuche niemals sterben!“

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