Mächtige Position

Putin-Vertrauter ist Moskaus neuer Bürgermeister

Ausland
21.10.2010 14:12
Der russische Vizeregierungschef Sergej Sobjanin ist auf Vorschlag von Präsident Dmitri Medwedew zum neuen Bürgermeister von Moskau gewählt worden. Das Stadtparlament der Millionenmetropole bestimmte den 52-jährigen engen Vertrauten von Ministerpräsident Wladimir Putin am Donnerstag mit überwältigender Mehrheit zum Nachfolger von Juri Luschkow, der Ende September von Medwedew nach Korruptionsvorwürfen gefeuert wurde.

Seit der Präsidentschaft von Putin (2000 bis 2008) bestimmt der russische Präsident die Gouverneure sowie den Bürgermeister von Moskau.

52-Jähriger ist loyaler Technokrat
Sobjanin gilt als genaues Gegenteil von Luschkow. Kommentatoren beschreiben den 52-Jährigen als loyalen Technokraten ohne eigene politische Ambitionen und als treuen Gefolgsmann von Putin. Für die Putin-Partei Geeintes Russland zog er in den vergangenen Jahren hinter den Kulissen die Fäden. Beobachter sind sicher, dass der als skandalfrei, aber farblos beschriebene Sobjanin nie den Einfluss des exzentrischen Luschkow (74) erreichen kann. Vielmehr soll der aus der Kälte Sibiriens kommende Mann wieder die Macht des Putin-Lagers in der größten Stadt Europas stärken.

Bei der Ernennung des Moskauer Bürgermeisters gehe es um die Übernahme "unbegrenzter Kontrolle" in der Stadt, hatte Grigori Jawlinski, Gründer des russischen Oppositionsbündnisses "Jabloko", gemeint. Die Kontrolle über Moskau sei ein "Schlüssel" für die Zukunft Russlands.

Karriere mit Hilfeleistung Putins
Die Karriere des neuen Bürgermeisters ist eng mit Putin verwoben: Der derzeitige Regierungschef holte 2005 als damaliger Präsident Sobjanin als Leiter der Kreml-Verwaltung nach Moskau, um den heutigen Präsidenten Medwedew, der Vizeregierungschef wurde, zu ersetzen. Später organisierte Sobjanin für Putins Nachfolger den "Wahlkampf". Als Vizeministerpräsident war er danach wieder in Putins Nähe. Seit Luschkows Entlassung zählte er zu den Favoriten für den Bürgermeistersessel.

Sobjanin ist als Stabschef Putins hervorragend vernetzt. Beobachter vermuten, dass Moskau künftig allerdings von einer Doppelspitze regiert wird und der Kreml dem Politiker Sobjanin einen Wirtschaftsexperten zur Seite stellt.

Am 21. Juni 1958 im sibirischen Gebiet Tjumen geboren, arbeitete Sobjanin zunächst als Schlosser und Werkmeister in einem Rohrwalzwerk am Ural, bevor er seine politische Karriere zunächst bei der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei und schließlich bei der Partei selbst begann. Nachdem der promovierte Jurist jahrelang Parlamentspräsident im Autonomen Bezirk der Chanten und Mansen in Nordsibirien war, wurde er 2001 Gouverneur seines ölreichen Heimatgebiets Tjumen.

Medienscheuer Politiker liebt die Jagd
Vorwürfe der Opposition, er sei kein gebürtiger Moskauer und daher nicht für das wichtige Amt geeignet, stören Sobjanin offenbar nicht. Er lebe lange genug in der Millionenmetropole - fünf Jahre sind es genaugenommen - und kenne deren Probleme gut, entgegnet der verheiratete Vater zweier Töchter seinen Kritikern.

In einem seiner wenigen Interviews gab der als medienscheu geltende Mann als eins seiner Hobbys die Jagd an. Mit einer doppelläufigen Flinte in der Hand lasse sich emotionaler Druck im Wald gut abbauen, erklärte er.

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