Kommt zweite Welle?

Experte sorgt sich um Corona-Herde in Österreich

Österreich
07.07.2020 11:09

Obwohl die Infektionszahlen wieder steigen, ist Österreich derzeit noch von keiner zweiten Welle des neuartigen Coronavirus betroffen. „Entscheidend“ für eine solche seien laut dem Simulationsexperten und Regierungsberater Niki Popper die nächsten Wochen. Die große Frage dabei sei, wie gut und schnell die Testungen, Nachverfolgung und der Bruch von Infektionsketten funktioniere. Die mathematischen Modelle zeigen zudem, dass „Superspreader“ eigentlich ganz praktisch sind - durch sie lässt sich das Virus einfacher eindämmen.

„Wenn wir die lokalen Wiederanstiege nicht in den Griff bekommen, ist es nicht unwahrscheinlich, schon im Sommer ein Problem mit steigenden Fallzahlen zu bekommen“, erklärt Niki Popper von der Technischen Universität Wien. Besonders lokale Infektionsherde wie in Salzburg oder Oberösterreich bereiten dem Simulationsexperten dabei Sorgen.

„Werden uns an solche Cluster gewöhnen müssen“
Bereits Anfang Juni haben die Mathematiker zwar berechnet, dass man viele solcher Herde gut im Griff behalten kann, vorausgesetzt das Testen, das Tracing und die Isolierung funktionieren schnell und effektiv. „Dass Fälle wie in Oberösterreich gefunden werden, ist nicht negativ, sondern zeigt, dass getestet wird. Wir werden uns an solche Cluster gewöhnen müssen. Was wir aber nicht wissen, ist, wie schnell und wie konsequent das Containment regional in den Bundesländern funktioniert, wir haben keine genauen Aufzeichnungen darüber“, so Popper.

Phänomen „Superspreader“
In ihren neuesten Simulationsmodellen haben sich die Wissenschaftler auch dem Thema „Superspreader“ - also einzelne Personen, die eine große Zahl anderer Personen anstecken - gewidmet. Dabei zeigte sich, dass nur wenige Personen sehr viele weitere anstecken. Was aber wiederum bedeutet, dass man Infektionsketten durch Früherkennung von infizierten Personen relativ rasch eindämmen kann. Die Modelle berechnen, dass „die Ausbreitung in fast 90 Prozent der Simulationen abgestoppt werden können“, so Popper. Verglichen mit einer Infektion, bei der jeder Infizierte gleich viele Personen ansteckt, funktioniere das etwa nur bei weniger als 30 Prozent der Fälle.

Aktueller Anstieg noch nicht besorgniserregend
Ein täglicher Anstieg an Neuinfektionen im knapp dreistelligen Bereich sei grundsätzlich nicht so drastisch zu sehen. Es stelle sich nun aber „die Frage, ob sich das Wachstum weiter beschleunigt“. Das Virus habe die „nette Eigenschaft“, dass das Containment - also die Isolierung des Umfelds in kurzer Zeit nach einem positiven Testergebnis - sehr gut funktioniert, erklärt der Mathematiker. Entscheidend für einen weiteren Erfolg seien aber auch schnelle Tests und die Nachverfolgung von Kontakten. Das funktioniert, solange die Zahlen nicht zu hoch ansteigen, und ist davon abhängig, wie viele Ressourcen für die Nachverfolgung zur Verfügung stehen.

Hygiene und Abstand müssen wieder eingehalten werden
Abgesehen von den Clustern sehe man, dass die Leute mittlerweile viel mehr Kontakte im Freizeitbereich haben als noch vor einigen Wochen, als diese Kontakte noch um die Hälfte reduziert waren. „Da muss man etwas tun und schauen, dass Hygiene und Abstand wieder eingehalten werden“, empfiehlt Popper.

Es gebe mittlerweile besseres Wissen darüber, welche Maßnahmen wirken und weniger Schäden verursachen als andere. „Deshalb sollte man bereits klar festlegen, was passiert, wenn die Zahlen weiter steigen, also ob und wo wieder Maskenpflicht kommt, welche Veranstaltungen wieder ausgenommen werden usw., und es wäre gut, die Leute frühzeitig darüber zu informieren“, erklärt Popper.

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