"Krone" im Publikum

Wahlkampf vom Feinsten: Im “Stadl” mit Franz Voves

Steiermark
18.08.2010 23:39
"Voves hätte in den fünf Jahren Amtszeit tun sollen, was er kann: nett sein und Gitarre spielen", meinte einst Kurt Flecker sarkastisch. Zumindest beim letzten Wahlkampfauftritt im südsteirischen Wagna hat der Landeshauptmann ziemlich genau das durchgezogen - und die "Steirerkrone" saß im Publikum.

"A fescher Kampl", raunt die quirlige Pensionistin (rote Backerln, das Sonntagsgewand an, als ob sie zur Kirche wollte) dem Nachbarn zu. "Wüllst mi eifersüchtig mochn?", kontert der heiter - und nimmt einen Schluck vom Spritzer. Der Kampl, der fesche, das ist Franz Voves, der Landeshauptmann. Und der weiß, was er in diesem Fall 850 Pensionisten in der Mehrzweckhalle Wagna schuldig ist...

Die "Edlseer", Vollprofis, die schon anno 2005 mit dem "Sozialistenstadl" den Landesroten die Herzen zugespielt haben, heizen ein. Sie verstehen ihr Geschäft, machen die Leute glücklich. Weg aus dem oft tristen Alltag, schunkeln und noch einmal schunkeln. Die Leute singen mit, klatschen - gespielt wird alles, quer durch den volkstümlichen Garten. "Gemeinsam statt einsam", sollte der Stargast später sagen.

Und dann: Franz Voves! Bescheiden durch den Seiteneingang kommt er in die Halle, woraufhin es wie ein Lauffeuer durch den Saal geht: "Er is do", zuerst beinahe ehrfurchtsvolles Tuscheln, die Menschen schauen, dann brandet Applaus auf. Blauer Blazer, graue Hose, offenes Hemd. Das Heimspiel beim Pensionistenverband kann endlich beginnen.

"Die wirklichen Sozialschmarotzer sind die Banker, die Spekulanten, die Multis. Die haben Volksvermögen vernichtet. Nicht die, die die Mindestsicherung von 740 Euro bekommen sollen." Ja, das ist Rhetorik, die bei den SPlern ankommt: Bravorufe, super, Applaus. Dann das Übliche: Ein paar Watschen für die Streithansln von der ÖVP, dabei habe man das meiste ohnehin gemeinsam beschlossen. Und als das Publikum schon ein bisserl matt wird von der vielen Politik, die ihnen um die Ohren gehaut wird, schlägt Aufwecker Voves zu: "I komm aus einer Arbeiterfamilie, Wasser und Klo am Gang, aber drei Kinder hams studieren lassen!"

Die Leute sind wieder wach und aufgeregt. Und dann legt der Landeshauptmann noch einmal nach: "I werd nie vergessen, woher i komm, i bin ana von eich!" Das sitzt, die Pensionisten springen auf. Stehender Applaus! Doch der Höhepunkt kommt erst: Der Fritzl von den "Edlseern", der weiß, was gefragt ist. "Der Landeshauptmann... soll er singen???" Und aus 850 Kehlen tönt's ein begeistertes "Jooooooo!". Die Wände der Mehrzweckhalle zittern...

Da lässt sich der Landeserste dann auch nicht lange bitten, nimmt die Klampfn - und dann kommt's: die "Roas (Reise) ins steirische Land" und weiter: "In die Berg bin i gern, jo do freut sie mei Gmüat, wo die Almrösaln wochsn und da Enzian blüaht!" Nach zwei Liadln ist aber Schluss, der Wagen wartet, der nächste Termin wartet in Kapfenberg...

Doch die 850 sangen glücklich mit und jubelten danach. Auch die Wahlmanager. Besser kann's für sie nicht laufen. Franz Voves im Nahkampf, reden und singen mit den Menschen. Da ist er stark, da ist er authentisch - siehe das Zitat des einstigen Parteifreundes Kurt Flecker. Ein Landeshauptmann zum Angreifen - und den "feschen Kampl", den Franz Voves, wird's bis zum 26. September noch oft geben.

von Gerhard Felbinger und Christian Jauschowetz, "Steirerkrone"

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