krone.at-Interview

Trimmel: „Systemrelevante Berufe besser bezahlen!“

Fußball International
13.05.2020 07:00

Die deutsche Bundesliga legt wieder los - und mit ihr Christopher Trimmel. Als Kapitän von Union Berlin trifft der Burgenländer mit seinen „Eisernen“ am Sonntag gleich auf die Bayern. Zuvor nahm sich Trimmel Zeit, um mit krone.at über Geisterspiele, das „Quarantäne-Trainingslager“, Wahnsinnssummen im Fußball, systemrelevante Berufe und eine mögliche Rückkehr zur Rapid zu sinnieren.

krone.at:Christopher, ab dem kommenden Wochenende rollt in der deutschen Liga endlich wieder der Ball. Ein Umstand, mit dem du wie gut leben kannst?
Christopher Trimmel: Ich persönlich kann gut damit leben, aber nur, wenn sich alle Spieler und Mannschaften an die Regeln und Vorgaben halten.

Ihr befindet euch aktuell auf „Trainingslager“. Wie sieht das genau aus?
Wir sind in einem Sporthotel in der Nähe von Hannover. Durch diese Maßnahme wird in erster Linie das Risiko minimiert, um mögliche Infektionen zu vermeiden. Dort können wir uns bestmöglich auf die Saison vorbereiten. Ich sehe es wie ein Trainingslager.

Union Berlin ist bekannt für die großartige Fan-Unterstützung. Diese würde bei den Geisterspielen wegfallen. Einige Fangruppen dieser Welt äußerten ihren Unmut gegenüber Geisterspielen - wie stehst du dazu?
Natürlich sind die Fans ein sehr großer Faktor, um ein Spiel erfolgreich zu bestreiten, aber leider sind wir gezwungen, die Saison mit Geisterspielen zu beenden. Ich verstehe aber die Fans. Wenn wir durch diese Maßnahme aber den Fußball retten können, müssen wir es durchziehen. Danach ist man immer schlauer, aber ich vertraue jetzt mal den Verantwortlichen und werde mich so gut es geht auf den Fußball konzentrieren.

Vor wenigen Tagen sorgte ein Video von Hertha-Star Salomon Kalou, der einen Coronavirus-Test eines Teamkollegen sowie Gespräche in der Umkleidekabine der Berliner gefilmt hatte, für Aufregung. Du bist der Kapitän bei Union. Wie hättest du reagiert, wenn ein Teamkollege von dir diese heiklen Aufnahmen gemacht hätte?
Ich will dieses Video nicht kommentieren aber ich kann nur versichern, dass meine Mannschaft sich zu 100 Prozent an alle Vorgaben hält. An dieser Stelle muss man auch ein großes Lob an das Team hinter der Mannschaft aussprechen, denn was diese Menschen in den letzten Wochen geleistet haben, um für uns Spieler es so einfach wie möglich zu machen, ist nicht selbstverständlich!

Zuletzt gab es eine große Debatte um die teils monströsen Gehälter der Fußball-Profis. Peter Hackmair meinte in einem krone.at-Interview: „Warum kann ein Profifußballer im Vergleich zum Lohn eines systemrelevanten Jobs ein Vielfaches verdienen?“ Wie geht du mit solchen Aussagen um?
Ich kenne diese Diskussionen sehr gut und hatte in letzter Zeit auch einen podcast mit Ewald Lienen, der dieses Thema auch immer wieder anspricht. Wenn man manche Transfersummen in der Vergangenheit gesehen hat, kann man es kaum glauben, aber ich bin davon überzeugt, dass sich in Zukunft auch einiges ändern könnte. Ich sehe den Transfermarkt in Zukunft als sehr schwierig, denn viele Vereine oder sogar ganze Ligen haben durch den Coronavirus einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden genommen. Aber ich bin auch der Meinung, dass man systemrelevante Berufe besser entlohnen muss.

Du bist einer der wenigen Kicker, die sich schon längst ein zweites Standbein für die Karriere nach der Karriere aufgebaut haben. Du bist mit der Tattoonadel sehr begabt und hast bereits ein Gewerbe für dein eigenes Studio angemeldet. Wie wichtig war es dir, jetzt schon für das Leben nach dem Fußball zu sorgen?
Mir war und ist das sehr wichtig. Ich bin der Meinung, dass sich die meisten Fußballer viel zu spät Gedanken darüber machen, wie es nach der Karriere beruflich weitergeht. Leider kann es im Leistungssport sehr schnell passieren, dass man die Karriere beenden muss. Trotzdem muss jetzt kein Fußballer über 25 Jahre in Panik geraten, man kann sich immer weiterentwickeln und auch außerhalb des Fußballs erfolgreich sein.

Zurück zum Sport: In einer Statistik lässt du sogar Lionel Messi und Co. alt aussehen. Du bist der Meister der ruhenden Bälle, hast bereits sieben Standards-Assists und damit mehr als jeder andere Profi in den Top-5-Ligen. Wie lautet dein Geheimrezept?
Mein Geheimrezept ist das konzentrierte Training. Als ich die Verantwortung über unsere Standards bekommen habe, habe ich mir vorgenommen sehr viel aus diesen Situationen zu machen. Habe mir Statistiken angeschaut, welche ganz eindeutlich gezeigt haben, dass Standards ein große Bedeutung haben, um ein Spiel zu gewinnen. Ich sehe es so: man kann Standards sehr gut und genau trainieren, also ist logischerweise die Wahrscheinlichkeit hoch, ein Tor zu erzielen. Die Schwierigkeit liegt jetzt darin, in dieser Statistik ganz oben zu bleiben!

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Ich sehe den Transfermarkt in Zukunft als sehr schwierig, denn viele Vereine oder sogar ganze Ligen haben durch den Coronavirus einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden genommen.

Christopher Trimmel

Du hast deinen Vertrag in Berlin Anfang des Jahres bis 2021 verlängert. Seit 2014 kickst du für die „Eisernen“. Könntest du dir eine Rückkehr nach Österreich bzw. genauer gesagt zu Rapid vorstellen?
Ich bin sehr glücklich in Berlinund habe noch einen großen Traum, nämlich die Liga zu halten.Dieses Ziel ist für mich persönlich über den Aufstieg zu stellen, wenn man weiß, wie hart die Bundesliga ist. Ob ich mir eine Rückkehr nach Österreich vorstellen kann, man weiß ja nie (lacht). Und klar verfolge ich noch Rapid.

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(Bild: KMM)



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