19.04.2020 10:00 |

Steiermark History

Steirische Frischluft war das beste Rezept

Ein revolutionärer Gedanke führte vor 150 Jahren zur Gründung des Grazer Stadtparks: Bewegung und Bäume taten Körper und Seele gut.

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In Livree, also in uniformähnlicher feiner Kleidung, und mit Schaufel und Besen ausgerüstet, drehte der Parkdiener zwischen dem monumentalen Gusseisen-Brunnen und den Sandstein- und Bronzeskulpturen seine täglichen Runden. Er achtete auch penibel darauf, dass die Gäste des neu angelegten Stadtparks im Herzen von Graz ebenfalls angemessen bekleidet promenierten. Das war nämlich der Wunsch der Gründungsväter der Grünoase vor genau 150 Jahren.

Moritz Ritter von Franck, damals Bürgermeister, setzte 1870 den ersten Baum der Parkanlage nach englischem Vorbild. Dass es soweit kommen konnte, ging auf revolutionäre Ideen aus der Gründerzeit zurück: „Bewegung unter freiem Himmel, im städtischen Grün abseits der Häuser und Straßen, taten dem Körper und der Seele gut und sollten Krankheitserreger in Schach halten“, weiß Astrid Wentner, Grazer Kunsthistorikerin.

Die ärmere Bevölkerung hauste in Kellerräumen
Die Wohnverhältnisse der ärmeren Bevölkerung waren vielfach katastrophal, die Menschen hausten in engen, stickigen Kellerkammern ohne Fenster, Frischluft und Tageslicht. Der Adel und das gehobene Bürgertum nutzte bereits die eigenen prächtigen Vorgärten, Parks und Schlossanlagen, um zwischen Bäumen und exotischen Sträuchern zu flanieren. „Nun hatten auch die weniger begüterten Schichten die Möglichkeit, im Stadtpark frische Luft zu schnappen und aus dem sanitären Elend auszubrechen“, erklärt Wentner.

Walzerklänge im neuen Musikpavillon
Alte Ansichtskarten und frühe Fotos holen eine längst vergangene Zeitidylle in die Gegenwart: Im 1877 errichteten Musikpavillon lauschten Damen und Herren in edlen Kleidern und feinen Anzügen den beschwingten Walzerklängen der Brunnenkonzerte und führten bei Kaffee und Torte angeregte Gespräche im ein Jahr davor aus der Taufe gehobenen Café Stadtpark. Zudem gab es lustige Ausflugspartien auf den Wegen, die sich zwischen den noch kleinen, frisch gepflanzten Bäumen und neu aufgestellten monumentalen Denkmälern wie dem von Moritz von Franck schlägelten.

Die Wurzeln des Parks gehen übrigens schon auf das 18. Jahrhundert zurück: Teile der Anlage am Glacis dienten als freies Schussfeld vor der Stadtmauer und als Exerzierfeld für die Grazer Garnison. Dort wurden auch Militär- und Wachparaden, Fahnenweihen, Feldmessen, Versammlungen, Zirkusveranstaltungen und einmal wöchentlich der traditionelle Viehmarkt abgehalten.

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