Interview mit Chef

Tischlerei Decker: „Wir meistern Feuer und Virus“

Tirol
05.04.2020 17:00

Das Familienunternehmen Decker aus Itter im Tiroler Unterland rappelte sich nach einem Brandinferno im November des Vorjahres wieder auf. Die aktuelle Corona-Krise ist nun der nächster Rückschlag für die Großtischlerei, aber der Kampfgeist lebt…

Gemeinsam stehen wir das durch“, betitelte die „Tiroler Krone“ im Dezember eine Reportage über den enormen Zusammenhalt von Familie und Belegschaft der Tischlerei Decker. Am 11. November, Chefin Anna Decker hatte am Vorabend gerade ihren 50. Geburtstag gefeiert, löste ein rätselhafter Defekt an einem Kompressor das verheerende Feuer aus. Nur ein kleiner Teil der riesigen Halle (100 mal 30 Meter) konnte danach noch stehen bleiben. Die Maschinen waren alle vernichtet, der Bürotrakt aufgrund Verrußung und Löschwasser arg in Mitleidenschaft gezogen.

Trotz hinzugekommener Coronakrise klang Firmenchef Markus Decker nicht verzagt, als ihn die „Krone“ nun telefonisch erreichte. Im Interview, während er auf der Hallen-Baustelle steht, geht der Blick nach vorne:

Nach dem Großfeuer mobilisierten Sie alle Kräfte für einen Neustart – wie ist derzeit die Situation?
Wir bauen eine neue Halle, es geht in die Endphase mit der Dachkonstruktion. Zuerst konnte aber das Zimmereiunternehmen aus Salzburg wegen der Quarantäne nicht kommen. Ebenso die Firma aus Oberösterreich, die die Sprinkleranlage einbaut. Aber das alles werden wir meistern, wir blicken nur in die Zukunft.

Sind Ihre eigenen Tischler derzeit im Einsatz?
Nach wie vor dürfen sie bei anderen großen Tischlereien arbeiten und dort unsere Aufträge abwickeln. Einige helfen auch beim Neubau der Halle mit – selbstverständlich mit allen Vorsichtsmaßnahmen wie Abstand halten und häufige Desinfektion. Das gilt auch für das Büro, wir arbeiten dort mit acht Leuten.

Welche Folgen wird die Coronakrise in den kommenden Wochen und Monaten für die Auftragslage haben?
Es ist zweifellos ein gewaltiger Patschen, den wir uns alle eingefahren haben. Ein Auftrag aus der Hotellerie im Paznaun wurde gleich nach Ausbruch der Krise storniert, ein privater aus Bayern zum Glück nicht. Wir hoffen, dass die privaten Projekte weniger stark einbrechen. Klar ist, dass derzeit wohl niemand große Pläne wälzen kann, dazu sind die Zukunftsaussichten gerade im Tourismus viel zu unklar. Zu bedenken ist auch, wie sehr sich der Imageschaden auf ganz Tirol auswirken wird.

Setzen Sie für Ihren Betrieb auf staatliche Hilfen?
Die Wirtschaftskammer informiert uns regelmäßig. Ich will aber gar keinen zusätzlichen Kredit mit ungewissem Ausgang. Auch auf Kurzarbeit greifen wir nicht zurück.

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