Das laut dendrochronologischem Gutachten von Dr. Klaus Pfeiffer im Jahr 1479 erbaute und 1676 sowie 1729 erweiterte Holzhaus gehörte einst dem Faktoramt Schwaz, einer Verwaltungseinheit des riesigen Bergbaugebietes zwischen Rattenberg und Schwaz.
Später kam es in den Besitz der Vorfahren von Martin Reiter, wurde ab 1650 ein kleiner Krämerladen, der vor allem die Knappen und Innschiffer mit Lebensmitteln und Werkzeug versorgte und wurde schließlich Endes des 19. Jahrhunderts verkauft.
500 Jahre alte Fundstücke gefunden
Interessant: Um das Jahr 1950 war das Häuschen sogar ein Versammlungspunkt der Zeugen Jehovas, später die Wohnung für zwei Familien und kam nun wieder in den Besitz der Familie Reiter zurück.
Beim Ausgraben des Stubenbodens entdeckte nun Martin Reiter Eisenschlacke und zahlreiche Ofenkacheln, die laut Universitätsprofessoren aus Innsbruck, Krems und Tübingen aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammen.
Mag. Sarah Leib, die derzeit gerade Ihre Dissertation zum Thema „mittelalterliche Ofenkacheln in Tirol und Vorarlberg“ schreibt, machte sich ein Bild an der Fundstelle und zeigte sich von den kunstvoll gestalteten, fast 500 Jahre alten Ofenkacheln begeistert. Leib: „Diese Entdeckung ist eine ideale Ergänzung zu meinen bisherigen Forschungen.“
Martin Reiter freut sich: „Frau Leib hat neue Fundobjekte und wir erfahren etwas über diese bemerkenswerten Stücke.“
Interessant sind aber auch zahlreiche Schlackenfunde im sogenannten „Stoffelhäusl“. DI Robert Stibich vom Tiroler Bergbau- und Hüttenmuseum vermutet, dass im Knappenhäusl früher einmal auch ein Schmied seine Arbeit verrichtete. „Von ihm stammen wohl die Eisenschlacken.“
Aber auch ein historischer Tonpfeifenkopf, Schellen, Gläser und Tonscherben aus dem 15. und 16. Jahrhundert wurden gefunden. Martin Reiter: „Durch diese Funde und die Aufarbeitung der Geschichte dieses Hauses bekommen wir ganz neue Einblicke in die mittelalterliche Bergbaugeschichte unserer Gegend.“
Das alte Haus ist nun Hobby
Die Familie Reiter will das letzte original erhaltene Knappenhaus der Nachwelt erhalten. Martin Reiter: „Manche können das nicht verstehen, dass man seine Energie und Geld in ein so altes Haus steckt. Aber jeder hat eben sein Hobby, andere brauchen ihr Geld zum Rauchen oder für teure Urlaube – wir stecken es in die Erhaltung eines örtlichen Baudenkmals.“
Den Einsatz für die Erhaltung der Vergangenheit wird wohl erst die Nachwelt einmal so richtig schätzen.
Kronen Zeitung
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