GF Volkshilfe Tirol:

„Haben auf Hilferuf gewartet, der jedoch nie kam“

Tirol
05.03.2020 10:00

Neuer Tag, neues Glück - um die Causa rund um die Auslagerung der Tiroler Soziale Dienste GmbH anhand des U-Ausschusses gründlich zu beleuchten. Unter den drei Auskunftspersonen waren am Mittwoch auch die Verantwortlichen von zwei Hilfsorganisationen. Ihre Aussagen hätten dabei nicht unterschiedlicher sein können...!

„Ich bin verwundert über meine Einladung. Ich weiß nicht, ob ich Licht ins Dunkel bringen kann“, sagte Kerstin Egger, die seit 2007 GF der Volkshilfe Tirol ist und zu deren Themen auch die Integration zählt. Doch sie konnte sehr wohl viele interessante Details nennen.

Die Organisation hat 2008 eine Anfrage vom damaligen Flüchtlingskoordinator Peter Logar erhalten. „Wir wurden gefragt, ob wir die Personalverwaltung bzw. Lohnverrechnung übernehmen könnten. Von der operativen Tätigkeit im Flüchtlingswesen war nicht die Rede“, sagte Egger, „wir haben folglich ein entsprechendes Angebot erstellt, das aber im Sand verlaufen ist. Es gab weder eine Absage noch weitere Kontaktaufnahmen.“

„Wir hätten uns damals die Agenden zugetraut“
Auf die Fragen der Opposition, ob sich die Volkshilfe Tirol die Flüchtlingsagenden zugetraut hätte, betonte Egger: „Im Nachhinein darf das zwar ein wenig bezweifelt werden, doch 2008 hätte das funktioniert. Wir hätten es uns zugetraut, vor allem, weil wir auf die langjährige Erfahrung im Flüchtlingswesen von unseren Schwesterorganisationen in den anderen Bundesländern zurückgreifen hätten können.“

Eine Auslagerung habe für Egger wenig Sinn gehabt. Sie sei auch nie in solche Gespräche involviert gewesen. Als die Auslagerung durchgeführt wurde, „hatten wir das Gefühl, dass es uns nicht benötigt. Das haben wir akzeptiert“, sagte Egger.

Eine E-Mail, die Neos-Klubchef Dominik Oberhofer verteilte – übrigens auch an die „Tiroler Krone“ – zeigt, dass zumindest bei einem Runden Tisch zum Tiroler Flüchtlingswesen im Jahre 2014 nicht an die Volkshilfe Tirol, sehr wohl aber an andere Organisationen gedacht wurde. Ex-LR Christine Baur hatte diese Einladung via E-Mail versandt – siehe Faksimile.

LA Philipp Wohlgemuth (SPÖ) stellte Egger die Frage, welchen persönlichen Eindruck sie von der Arbeit der TSD hat. Ihre Antwort: „Die Arbeit war damals sehr herausfordernd und für den Geschäftsführer nicht leicht. Wir haben uns gewundert, wie schnell die Tiroler Soziale Dienste GmbH gewachsen ist. Es war klar, dass hier Geld vorhanden gewesen sein muss. Wir hätten vielleicht besser vernetzt arbeiten können und ich finde, dass bei den TSD Experten gefehlt haben. Wir haben ständig auf einen Hilferuf gewartet, der aber nie kam.“

„Der Tiroler Weg war und ist der richtige Weg“
Eine völlig andere Sichtweise hat Caritas-Direktor Georg Schärmer, wie sich bei seiner Befragung zeigte. „Ich war immer schon der Meinung, dass die Flüchtlingsbetreuung in der öffentlichen Hand bleiben muss. Der Tiroler Weg war und ist der richtige, die Tiroler Soziale Dienste GmbH hat gute Arbeit geleistet“, erklärte er, „etwa aus betriebswirtschaftlichen sowie ethischen Gründen hätten wir diese Agenden nie übernommen. Das wäre sinnlos gewesen.“

Die Neos legten – wiederum auch der „Tiroler Krone“ – ein Gedächtnisprotokoll von Paul Meyer, damals Vorstand-Stv. der Abteilung Justiziariat des Landes Tirol, aus dem Jahre 2014 vor – siehe Faksimile unten. „Der Aufsichtsrat wird durch drei Abteilungen des Landes Tirol beschickt (Justiziariat, Finanzen und Soziales). Ob eine NGO (Caritas oder Rotes Kreuz) mit im Aufsichtsrat ist, ist noch zu überlegen“, heißt es darin. „Hätte es diesbezüglich eine Anfrage an mich gegeben, hätte ich mit ,Nein’ geantwortet“, sagte Schärmer.

„Man hätte nicht alles auslagern sollen“
Apropos Paul Meyer: Er war gestern als dritte Auskunftsperson geladen. Er tätigte teils emotionale Aussagen und es zeigte sich, dass er während seiner Amtszeit immer wieder vor gewissen Entwicklungen gewarnt hat. „Als ich erfahren habe, dass in eine Gesamtgesellschaft ausgelagert wird, war ich geschockt. Denn ich habe immer dafür plädiert, nicht alles auszulagern“, schilderte Meyer, „die Betreuer etwa hätten ausgelagert werden können. Darauf habe ich hingewiesen.“

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