Jubiläumsjahr-Auftakt

Staatsoper: „Fidelio“-Experiment löst Buhorkan aus

Medien
01.02.2020 22:56

Die Reaktion auf das Experiment war einhellig: Die erstmalige Inszenierung der Erstfassung von Beethovens Oper „Fidelio“ an der Staatsoper durch Amelie Niermeyer hat am Samstagabend einen überraschend homogenen Buhorkan des Publikums geerntet. Der als erster große Wiener Höhepunkt im laufenden Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag des Komponisten gedachte Abend fiel bei den Staatsopernbesuchern durch.

Dabei hat das Haus am Ring aus gegebenem Anlass das Unterfangen gewagt, die Neuinszenierung der 1805 entstandenen Erstvariante von Amelie Niermeyer parallel neben die bereits 50 Jahre alte Inszenierung der heute gängigen „Fidelio“-Fassung von 1814 in den Spielplan zu heben. Während ab 22. April Otto Schenks klassische Deutung des Befreiungsstoffes zu sehen ist, nutzt Niermeyer nun den Freiraum, ihre Geschichte zeitgenössisch, mit klaren Eingriffen in das Grundmaterial zu erzählen.

Ablehnung gegenüber kritischer Herangehensweise der Regisseurin
Dafür hat die Regisseurin von Autor Moritz Rinke neue Texte für die Dialogsequenzen des Werks verfassen lassen, um eine der großen Schwachstellen des Werks auszumerzen. Während ihre dem Befreiungspathos und Liebessehnen gegenüber kritische Herangehensweise beim Publikum überwiegend auf Ablehnung stieß, erhielt ein Großteil des Sängerensembles den wohlverdienten Applaus.

Der irischen Sopranistin Jennifer Davis wurde bei ihrem Rollendebüt als Leonore die Schauspielerin Katrin Röver als ihre innere Stimme gegenübergestellt, was beide im gespaltenen Doppel ebenso meisterten wie Benjamin Bruns seinen Florestan und nicht zuletzt Falk Struckmann stimmgewaltig seinen Rocco. Einzig Thomas Johannes Mayer fiel in diesem Stimmreigen hierbei gänzlich ab und kam mit seinem Pizarro nicht über das von Tomas Netopil forsch durch den Abend geführte Orchester.

Ehemann wird als politischer Oppositioneller verschleppt
Aus dem Inhalt zu „Fidelio“: Leonore macht die traumatische Erfahrung, dass ihr Mann Florestan - ein politischer Oppositioneller - verschleppt wird und in einem der unübersichtlichen Gefängnisse des Landes verschwindet. Dieser Moment bringt sie in einen Ausnahmezustand. Die Figur spaltet sich (in Sängerin und Schauspielerin), und sie beginnt einen Dialog mit sich selbst, der dem Publikum die Innensicht auf Leonore ermöglicht - in all ihren Ängsten, Zweifeln und Fragen. Im Laufe des Abends begibt sie sich auf eine Reise zu ihrem Mann, aber auch zu sich selbst. In dieser Konstellation übernimmt die Schauspielerin den Part der Fragenden, immer wieder Zweifelnden. Die Sängerin ist zuversichtlicher und spricht und singt sich selbst immer wieder Mut zu.

Zunächst verdingt sich Leonore - in Männerkleidern und unter dem Namen Fidelio - in jenem Gefängnis, in dem sie ihren Mann vermutet als Schließer beim geldgierigen und korrupten Kerkermeister Rocco ...

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