Krone-Interview

Darbo-Rechtsstreit: Der “Fruchtikus” im Kugelhagel

Tirol
26.06.2010 16:19
Der Tiroler Martin Darbo (32) löste vor einem Jahr seinen Vater Klaus Darbo (65) als Vorstandsvorsitzenden des österreichischen Marmeladen-Riesen A. Darbo AG ab. Unter der jungen Ägide muss das Unternehmen nun einen wegweisenden Rechtsstreit ausfechten: Der deutsche "Konkurrent" Zentis ortete in den Tiroler Produkten illegale Pestizidwerte. Anpatze oder begründete Sorge?

"Krone": Herr Darbo, das Unternehmensbild von Darbo wird durch eine Zivilklage der deutschen Konfitüren-Firma Zentis überschattet. Was will die Konkurrenz?
Martin Darbo: Zentis fordert, dass wir unsere Produkte nicht mehr als "naturrein" bewerben. Die Klage bezieht sich auf den deutschen Markt. Zudem bezweifeln die Deutschen unsere Firmenhistorie und haben angeblich zu hohe Pestizidwerte in einigen Darbo-Produkten festgestellt.

"Krone": Können Sie diesen Vorwürfen etwas abgewinnen?
Darbo: Ich kann kategorisch ausschließen, dass in unseren Produkten illegal hohe Pestizidwerte enthalten sind. Allen Anschuldigungen von Zentis und diesem Rechtsstreit sehe ich gelassen entgegen.

"Krone": Wie setzen sich naturreine Darbo-Produkte zusammen?
Darbo: Aus Früchten, Gelierzucker und Zitronensaft. Reiner als die Natur geht’s ja wohl nicht mehr.

"Krone": Woher beziehen Sie die Rohstoffe und wie funktioniert deren Kontrolle?
Darbo: Das Obst kommt aus dem europäischen Ausland und wird tiefgefroren verarbeitet. Damit kann einheitliche Qualität garantiert werden. Die Kontrolle geschieht einerseits durch die Gesundheitsbehörde und andererseits hausintern.

"Krone": Bitte beschreiben Sie einen Kontrollvorgang.
Darbo: Bei Wareneingang überprüfen wir Reifegrad, Optik und Blattwerk. Wir beißen in jede Frucht, bevor der Konsument davon probiert. Dann kommen Stichproben in unser Labor zur mikrobiologischen Untersuchung."

"Krone": Darbo musste sich im Jahr 2000 ähnlichen Anschuldigungen stellen und siegte damals vor dem Europäischen Gerichtshof. Warum hat Zentis diese "alten" Attacken wieder aufgegriffen?
Darbo: Es gab nie irgendeinen direkten Kontakt zwischen Zentis und Darbo. Es besteht auch kein direktes Konkurrenzverhältnis. Aber wir etablieren uns langsam aber stetig am deutschen Markt und dort weht eben ein anderer Wind. Mein Vater hat den Rechtsstreit vor mehr als einem halben Jahr vorausgesehen.

"Krone": Wie ist der juristische Stand der Dinge?
Darbo: Unsere Klagebeantwortung liegt den Kölner Richtern vor. Jetzt heißt es abwarten. Aber ich bin überzeugt, dass wir in diesem Streit siegen werden. Ein Urteil wird es jedoch nicht so bald geben.

"Krone": Um von dem Prozess abzusehen, Sie sind seit knapp einem Jahr Vorstandsvorsitzender. Wie läuft's?
Darbo: Sehr gut. Der Lebensmittelmarkt beweist sich auch in Krisenzeiten als resistent. Es gibt wenig Schwankungen, da die Leute ja essen müssen.

"Krone": Aber nicht jeder muss teure Darbo-Produkte essen.
Darbo: Dennoch verzeichnen wir Zuwächse. Die einzigen Schwankungen gibt es im Tourismus und der Gastronomie, durch die wir rund 20 Prozent unseres Umsatzes lukrieren. Auch 2010 wollen wir über 100 Millionen Euro Umsatz machen, genauso wie im Vorjahr.

"Krone": In welche Länder exportiert Darbo?
Darbo: Wir haben 60 Exportmärkte. Von Deutschland über Italien bis hin zu Russland, China und den USA.

"Krone": Welches Produkt ist in Österreich der Renner?
Darbo: Die Marillenmarmelade ist hierzulande das stärkste Einzelprodukt.

"Krone": Darbo ist zu 99 % in Familienhand. Wie gestaltet sich das Entscheiden?
Darbo: In der Familie redet es sich einfacher, wenn es Entscheidungen zu treffen gilt. Mein Vater hat mir Eigenschaften wie Gelassenheit, Geduld, Beharrlichkeit und Ehrgeiz beigebracht. Meine drei Brüder arbeiten auch im Unternehmen, jeder in seinem Segment.

"Krone": Quo vadis Darbo?
Darbo: Ich will nicht ändern was funktioniert, nur das Wachstum in Österreich ist mit rund 60 Prozent Marktanteil langsam ausgereizt. Also werden wir zusätzlich versuchen, im Ausland Fuß zu fassen. Daneben setzen wir auf neue Produkte wie zum Beispiel unseren neue Darbo Tee-Sirup. Langweilig wird’s nie. Der Weg den wir gehen ist mit Sicherheit richtig.

Danke für das Gespräch!

von Matthias Holzmann, Tiroler Krone

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