380-kV Leitung

Bauern bei Enteignungen: „Schämt euch doch alle!“

Salzburg
13.12.2019 05:23
Die Bauern an der 380-kV-Trasse werden jetzt in Behördenverfahren zu Nutzungsrechten auf ihrem Grund gezwungen: Es wird vor Weihnachten noch auf Hochdruck verhandelt. Von den Sachverständigen fühlen sich viele überrollt und schlagen Entschädigungszahlungen aus. Knackpunkt: Schwierigkeiten beim Holzarbeiten.

Ramserbauer Josef Gruber versteht die Welt nicht mehr: Bis auf 170 Meter wird die Freileitung an seinen Hof in Kuchl heranreichen. Im Landeselektrizitätsgesetz wären 200 bzw. 400 Meter Mindestabstand vorgesehen, das wurde aber für die bundesländerübergreifende Leitung ausgehebelt. „Ich schaue genau auf die Seile hinunter“, sagt er nachdenklich. Die Leitung nimmt ihm die Lebensqualität auf dem Hof und den Wald. Das Vorgehen des Betreibers APG kann er nur verurteilen: „Die Sachverständigen bewerten vieles lückenhaft. Ob überhaupt ein Weg vorhanden ist, interessiert sie nicht“, kritisiert Gruber. Bis zu 2000 Festmeter Holz sollen auf seinem Grund in einer breiten Schneise für die Leitung geschlagen werden. Und es soll einfach liegen bleiben. Heiß debattiert wurde auch über zwei weitere Hektar: „Das Holz von dort haben wir bisher über eine steile Wand hinaufgeseilt. Das ist dann nicht mehr möglich.“ Der Wertverlust seines Hofes sei nicht berücksichtigt worden, so der Bauer verärgert.

Geschlägertes Holz bleibt einfach liegen

Dort, wo es keine Übereinkunft gibt, wird die Austrian Power Grid Holz unter der Stromtrasse schlägern und liegen lassen. „Sie konservieren es, um Schadholz zum Beispiel durch Käferbefall zu vermeiden“, schütteln betroffene Bauern den Kopf. Manfred Lienbacher aus Kuchl verliert ein 1901 m2 großes Grundstück. Ein halber Strommast soll auf seinem Grundstück stehen - 119 m2 Bodenverbrauch, abgespeist mit 6 Euro pro m2. „Und für Bauland zahlt man in Kuchl einige hundert Euro“, ärgert sich Lienbacher. Bei der Verhandlung machte er auch seinem Ärger Luft: „Schämt euch alle dafür!“ Knackpunkt auch bei Matthias Höllweger aus Adnet: „Die erschwerte Holzbringung wird von den Sachverständigen runtergespielt.“ Er berät auch andere Bauern und war in mehreren Verfahren anwesend.

Stundenlang wurde hinter verschlossener Tür an den Bezirkshauptmannschaften schon verhandelt. Einsprüche gehen dann an das Landesverwaltungsgericht und das Landesgericht. 100 der insgesamt 128 Leitungs-Kilometer sind laut APG schon geregelt. Projektleiter Wolfgang Hafner spricht von einem guten Klima mit vielen Bauern und hofft auf weitere Einigungen.

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