Mit dem kleinen Schlenker hat der oberste Steirer allerdings einen ordentlichen Wirbel ausgelöst und sich den tiefen Zorn der "Trachtler" zugezogen.
Fritz Grillitsch, der Bauernbundpräsident, eröffnete den steirischen Watschentanz: "Mit diesem Anti-Trachten-Sager hat sich der Landeshauptmann auf den Vorgipfel der Geschmacklosigkeit verstiegen," schimpft Grillitsch älplerisch. Was denn an Steirerjanker oder Dirndl "gestrig" sein solle?
"Das lass'n wir uns nicht g'falln"
Nach einer Schrecksekunde von zwei Tagen stimmten dann die Produzenten der Volkskleidung ins Wehklagen ein, ebenso Trachtenvereine, Traditionalisten, Leserbriebschreiber, Festorganisatoren und Musikkapellen. Eindeutiger Tenor: "Das lass'n wir uns nicht g'falln!"
Ja, und wissenschaftlich wird die Debatte auch noch angegangen. Sogar Matthias Horx, einflussreichster Trend- und Zukunftsforscher im deutschsprachigen Raum, wurde bemüht: "Tradition ist modern, Nostalgiedenken steht damit nicht zwangsläufig im Widerspruch", ist er überzeugt. Also: Gelebte Werte wie Regionalität und Authentizität sind mittlerweile mehr als trendy, vermitteln den Menschen ein Gefühl der Geborgenheit und Zuverlässigkeit!
Moderne Steirer
Und dann sei noch aus dem Markenhandbuch von Robert Trasser, dem österreichischen Markenguru, zitiert, der auf den Punkt gebracht hat, wie Steirer wahrgenommen werden wollen: "Modern und aktuell auf der Höh' der Zeit. Aber nicht zeitgeistig! Denn mit Flüchtigkeit haben die Steirer nichts im Sinn. Eine 'Tracht & T-Shirt-Symbiose' wird in der Steiermark gelebt und gewollt. Unverfälscht, ungekünstelt, wahrhaftig."
Tracht ist also (wieder) modern - das zeigt etwa der internationale Erfolg der Grazer Designerin Lena Hoschek oder manifestiert sich Jahr für Jahr mit gut 100.000 trachtlerisch gewandeten Menschen beim "Aufsteirern". Steirische Tracht herabwürdigen, das kommt nicht gut...
"Steiermark Inoffiziell" von Gerhard Felbinger, "Steirerkrone"
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