Hans Schmid

Grab von Rainermarsch-Urheber sorgt für Streit

Salzburg
27.11.2019 17:40

Das Ehrengrab für den Komponisten und Dirigenten Hans Schmid soll um 30 Jahre verlängert werden. So weit, so gut. Doch neue Studien haben den 1987 verstorbenen Urheber des Rainermarsches als frühen Parteigänger der Nationalsozialisten ausgemacht.

Demnach wurde Schmid am 1. Mai 1938 in die NSDAP aufgenommen, seine Parteinummer stammt jedoch - und das war bisher nicht bekannt - aus dem sogenannten Illegalenblock. Diese Nummern waren jenen Personen vorbehalten, die sich schon vor dem Anschluss zwischen Juni 1933 und März 1938 als sogenannte „Illegale“ für die zu diesem Zeitpunkt verbotene NSDAP betätigt haben.

In der NS-Zeit lebte Schmid in Salzburg, arbeitete als Buchalter und leitete eine KdF-Musikkapelle. Außerdem wurde er - eigenen Angaben nach gegen seinen Widerstand - vor Kriegsende für eineinhalb Jahre als Aushilfsblockleiter eingesetzt. 1944 trat er für wenige Monate auch in das NSKK ein. Das nationalsozialistische Kraftfahrkorps war eine paramilitärische Unterorganisation der NSDAP.

Nach Ende des II. Weltkriegs wurde Schmid im Zuge der Entnazifizierung als „minderbelastet“ eingestuft. 1950 wanderte er nach Salt Lake City in die USA aus, wo er im Mai 1987 starb. Im September desselben Jahres wurde sein Leichnam nach Salzburg überführt - wo er am Kommunalfriedhof ein Ehrengrab erhielt. Nach Auslaufen einer ersten Periode von 30 Jahren, soll das Grab nun wegen Schmids Verdiensten für Salzburg trotz seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP verlängert werden.

Das sorgt nun nicht nur beim KZ Verband Salzburg, sondern auch bei der grünen Bürgerliste für Kritik. „Eine Verlängerung wäre kontraproduktiv. Sie untergräbt die bisherigen Bemühungen der Stadt rund um die Aufarbeitung der NS-Geschichte“, betonte Klubobfrau Ingeborg Haller am Mittwoch. „Ein illegaler Nazi und minderbelastet - das geht sich nicht aus. Eine Ehrung ist damit für uns ausgeschlossen, auch wenn wir es hier um Grundfesten der Salzburger Identität geht.“

Allerdings dürfte die Verlängerung des Ehrengrabs am 5. Dezember im Kulturausschuss der Stadt mit großer Mehrheit beschlossen werden. ÖVP, SPÖ und FPÖ haben ihre Zustimmung signalisiert. Kleine Fraktionen wie die KPÖ Plus („Einen Nationalsozialisten mit einem Ehrengrab zu huldigen, wäre im Jahr 2019 absolut fehl am Platz“) oder die NEOS („Minderbelastet heißt belastet. Deshalb muss die Öffentlichkeit informiert werden, wer er war“) sind nicht stimmberechtigt.

Tatsächlich ist das Ausmaß der Tätigkeit Schmids im Gegensatz zu anderen Salzburger Persönlichkeiten vor 1938 unklar. „Schmid scheint zwar im Illegalenblock auf, die Behauptung, er sei erwiesenermaßen ein illegaler Nazi gewesen, ließ sich bisher aber nicht erhärten“, sagte Peter Kramml, der Leiter des Salzburger Stadtarchivs. Das heiße nicht, dass sich der Komponist nie aktiv politisch für die NSDAP betätigt habe: „Aber bis zum heutigen Tag gibt es darauf keine Hinweise.“

In Salzburg seien nach dem Anschluss über 20 bekannte Künstler in die NSDAP aufgenommen worden. „Damals wurden Prominente in die Partei genommen und dabei betont, sie hätten illegale Verdienste. Bei mehreren Fällen hat sich später jedoch gezeigt, dass das aus Gefälligkeit passiert ist“, so Kramml. Eine „Reinwaschung“ Schmids sei diese Erkenntnis jedoch nicht. Nach dem Anschluss hätten die meisten Künstler mit Unterstützung des NS-Regimes fest an ihrer Karriere geschoben.

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