Die Unterländer Gemeinde Oberndorf ist eine von 25 Tiroler Gemeinden ohne Medikamentenversorgung vor Ort. Bürgermeister Hans Schweigkofler lud vergangene Woche zu einer Informationsveranstaltung. Die Initiative „Plattform Einarztgemeinde“ fordert hierzu eine Änderung in der Gesetzeslage.
Die rund 2300 Einwohner von Oberndorf leben so wie knapp 300.000 weitere Österreicherinnen und Österreicher in einer Gemeinde ohne Medikamentenversorgung vor Ort. Vor allem Senioren und Familien mit Kindern sind von dieser Problematik betroffen, da die nächste Apotheke oft weit weg und schwer zu erreichen ist. Hausärzte in solchen Gemeinden haben einen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihren Kollegen mit Medikamentenversorgung. Auch aus diesem Grund lassen sich solche Stellen mittlerweile schwerer nachbesetzen.
Initiative fordert Änderung des Gesetzes
Unterstützung für betroffene Gemeinden will die seit 2017 bundesweit agierende Initiative „Plattform Einarztgemeinde“ bieten. Die Interessenvereinigung stieß vor kurzem die schon lange andauernde Diskussion um diese Thematik wieder neu an und fordert eine Änderung der derzeit bestehenden Gesetzeslage, wie ihr Sprecher Michael Dihlmann kürzlich bei der Informationsveranstaltung betonte.
Hierbei wird eine Modifikation des Apothekergesetzes gefordert, wonach Ärzten für Allgemeinmedizin in „Ein-Kassenvertragsarzt-Gemeinden“ die Bewilligung für Hausapotheken ohne Einschränkungen, also ohne Einhaltung eines Mindestabstandes von sechs Kilometern zu den öffentlichen Apotheken, ermöglicht werden soll.
Wirtschaftliche Folgen für Apotheken
Wenn diese Beschränkung fallen würde, könnten bestehende Apotheken teilweise in schwierige wirtschaftliche Situationen kommen. Als Beispiel, dass dem nicht so sei, wurde die Schweiz angeführt, wo in manchen Kantonen Ärzte Hausapotheken führen. Mit dem Erfolg, dass die Zahl der Apotheken trotzdem weiter gestiegen ist, gleichzeitig aber auch für junge Ärzten mehr Attraktivität geben war, den Beruf „Landarzt“ zu ergreifen. Nationalrätin Selma Yildirim (SPÖ) betonte, es sollen die damit betrauten Berufsgruppen – Ärzte, Apotheker und deren Interessensvertretungen – nicht Konflikte austragen, sondern sie sollten gemeinsam Lösungen suchen.
Gemeinsames Arbeiten für eine Lösung
Stefan Gritsch, der die Apotheke in der Wildschönau betreibt, erläuterte in der teilweise sehr heftigen Diskussion, dass das Leistungsspektrum der öffentlichen Apotheke und deren Wert für die Gemeinde keine Selbstverständlichkeit ist, aber im Bewusstsein der Bevölkerung sehr wohl verankert sei. Das Resümee der Tiroler Apothekerschaft nach der Veranstaltung in Oberndorf lautete, dass es keine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen brauche, sondern ein gemeinsames Arbeiten für die beste Gesundheitslösung im Sinne der lokalen Bevölkerung. Wenn sich betroffene Ärzte, Bürgermeister und Apotheken zusammentun und auf Augenhöhe miteinander unterhalten, braucht es keine Initiativen, die von außen versuchen, Unruhe in Tirol zu stiften.
Hubert Berger
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