"Krone"-Interview

Jugendbanden terrorisieren Murmetropole

Steiermark
08.06.2010 07:26
Eine 13-köpfige Jugendbande überfällt im Dom im Berg einen Schüler, zwei 13-Jährige sackeln an einer Bim-Haltestelle in Graz einen 14-Jährigen aus - Vorfälle wie diese geben zu denken: Was ist da los? "Krone"-Redakteur Ernst Grabenwarter hat mit Franz Maier von der Grazer Kriminalpolizei über jugendliche Straftäter gesprochen.

"Krone": Herr Maier, gibt es tatsächlich Jugendgangs in Graz?
Franz Maier: Ja, die gibt es. Im Zuge unserer Ermittlungen hat sich herausgestellt, dass ein Lokal in der Jakoministraße diesen Gruppen als Treffpunkt und Umschlagplatz dient. Dieses Lokal wird fast ausschließlich von Jugendlichen mit Migrationshintergrund frequentiert: Albaner, Tschetschenen, Afghanen, Russen. Viele gehen nicht zur Schule, die einen schwänzen, die anderen sind suspendiert.

"Krone": Was stellen die Banden an?
Maier: Das Repertoire ist groß: Die Banden begehen Einbrüche, Ladendiebstähle, Raubüberfälle auf offener Straße, dealen mit Drogen, schleichen sich am Vormittag in Schulen ein und lassen alles mitgehen, was nicht niet- und nagelfest ist: Handys, Geldtaschen, andere Wertgegenstände. Am schlimmsten aber ist die sinnlose Gewalt.

"Krone": Was meinen Sie damit?
Maier: Es gibt in diesen Kreisen kaum jemanden, der nicht einen Kampfsport betreibt. Es kommt immer wieder vor, dass sich diese Gangs willkürlich Passanten als Gegner aussuchen und dann brutal zusammenschlagen. Da wurden Leute schon bewusstlos getreten.

"Krone": Wie kann es sein, dass Kinder zu Kriminellen werden?
Maier: Das hat wohl soziale Gründe. Zum einen sind das fehlende Zukunftsperspektiven, zum anderen aber auch die Gruppendynamik. Man will sich beweisen. Da gibt es Rädelsführer, die die Jüngeren anstiften. Wer dazugehören will, muss irgendeine Dummheit machen.

"Krone": Was kann man dagegen unternehmen?
Maier: Ein Großteil der Täter ist unter 14 Jahre alt und damit nicht strafmündig. Selbst bei roher Gewalt gehen die Täter nach der Einvernahme nach Hause. Der Exekutive sind hier die Hände gebunden. Die Täter wissen, dass ihnen keine ernsthaften Konsequenzen drohen. Die Polizei kann das Problem daher nicht eindämmen.

"Krone": Wie kann sich der Normalbürger schützen?
Maier: Einschlägig bekannte Orte sollte man meiden, vor allem, wenn es dunkel ist. Wenn etwas passiert, sollte man versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Mit der Zivilcourage ist das so eine Sache. Nicht jedermann ist dazu in der Lage. Außerdem kann ein Eingreifen mitunter auch nach hinten losgehen. Daher: Wer etwas beobachtet, Zeuge einer solchen Straftat wird, sollte so schnell wie möglich die Polizei zu Hilfe rufen.

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