Heuer schon 145 Fälle

Immer mehr fordern Pflicht-Impfung gegen Masern

Steiermark
20.10.2019 08:30

Im Jänner gab es in der Steiermark einen Ausbruch der Masern. Ein kranker Jugendlicher steckte zahlreiche Babys im LKH Graz an. Insgesamt gab es heuer bereits 145 Fälle, der Großteil davon in der Steiermark. Immer mehr Politiker wollen daher eine Pflicht-Immunisierung. Die Ärztekammer hat Antworten auf brennende Fragen

Warum wird über die Masern-Impfung so viel diskutiert? Sind nicht alle Impfungen gleich wichtig?
Das Besondere an Masern ist das äußerst hohe Ansteckungsrisiko. Fast 100 Prozent aller nicht immunisierten Menschen, die mit dem Erreger in Kontakt kommen, werden infiziert. Die Ansteckungsgefahr ist fünf- bis zehnmal so hoch wie bei Diphtherie. Und: Die meisten, die sich anstecken, bekommen dann auch Krankheitssymptome.

Heuer haben in ganz Österreich 145 Menschen die Masern bekommen - das sind wenige im Vergleich zur Grippe. Warum gibt es dann so viele Debatten darum?
Es gab früher viel mehr Masernfälle, weil die Schutzimpfung noch nicht möglich oder nicht bekannt war. In Ländern, in denen der Zugang zu Impfungen sehr schwierig ist, gibt es auch heute noch teils riesige Masernausbrüche. Aber die Fallzahlen werden wieder steigen, wenn sich weniger Menschen impfen lassen. Die Grippe ist ein gutes Beispiel: Da liegt die Impfbeteiligung bei unter 10 Prozent. Deswegen gibt es auch so viele Grippe-Kranke und leider auch Tote.

Viele Eltern fragen sich, ob es nicht viel gesünder wäre, wenn ihre Kinder gleich in jungen Jahren die Masern haben. Dann wären sie ein Leben lang dagegen immun. Stimmt die Argumentation?
Menschen, die ausreichend geimpft sind, bleiben in der Regel auch lebenslang immun. Und zwar ohne die Krankheit durchleiden und das Risiko bleibender Schäden durch die Masern tragen zu müssen.

Ist nicht das Impfen sogar gefährlicher als die ganz normale Kinderkrankheit Masern?
Rund ein Fünftel der Kinder, die an Masern erkranken, müssen mit Komplikationen rechnen, zum Beispiel Bronchitis, Mittelohr- oder Lungenentzündung. Bei manchen Erkrankten kommt es zu einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung. Schwerwiegende Impfkomplikationen sind dagegen eine Ausnahme.

Gibt es nicht eine andere Art, die Gesundheit von Kindern zu fördern, so dass sie gar keine Masern bekommen können?
Man kann die Kinder nur von der Umwelt völlig isolieren. Das gilt auch für Erwachsene. Wer also nicht das ganze Leben in Quarantäne ohne Kontakt zu anderen Menschen verbringen und trotzdem keine Masern bekommen will, kann nur die Impfung wählen.

Macht es wirklich einen Unterschied, ob ich mein Kind impfen lasse oder nicht - wenn so viele geimpft sind?
So denken 15 bis 20 Prozent der Eltern - das heißt, es gibt Hunderttausende Menschen ohne Schutz. Wenn nicht zumindest 95 Prozent geschützt sind, kann es immer zu Masernausbrüchen kommen.

Kritiker fragen sich: Wenn jetzt eine Impfpflicht gegen Masern kommt - was schreibt uns der Staat dann als Nächstes vor? Müssen wir dann in Zukunft alle Impfungen machen lassen, die der Staat für nötig hält?
„,Der Staat‘ sind wir alle zusammen. Impfempfehlungen kommen von den besten Fachleuten, die immer wieder die neuesten Erkenntnisse berücksichtigen“, hält die steirische Ärztekammer den Kritikern entgegen. „Die Impfpflicht kann dazu beitragen, dass auch Vergessliche und Gleichgültige sich doch an das Impfen erinnern.“ Und: Fanatische Impfgegner ließen sich weder durch wissenschaftliche Argumente noch durch eine Impfpflicht beeindrucken.

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