Erste Einblicke

Stiftsbibliothek in Vorau strahlt in neuem Glanz

Steiermark
05.10.2019 06:00

Die ehrwürdige Bibliothek im oststeirischen Stift Vorau wurde aufwändig renoviert. Für die „Krone“ öffnete Alt-Propst Rechberger die Türen und zeigt den neuen Glanz. Start für unsere neue Serie „Steiermark History“ - auch mit einem mysteriösen Höllen-Gemälde, das die Gläubigen vor einem lasterhaften Leben mahnt.

Auch kurz vor seinem Sturz in die lodernden Flammen der Hölle umklammert der Habgierige noch seinen Münzbeutel, während eine Kröte gierig das in einer Geldtruhe verwahrte sündige Herz dieses Verdammten verschlingt. Weitere Trunkenbolde, Geizige, Hochmütige und Spielsüchtige werden mit Spießen, Geißeln und Ketten von den Folterknechten der Finsternis bis aufs Blut gepiesackt, bevor sie die Niederfahrt in den Ort ewiger Pein antreten.

Der Höllensturz der in Ewigkeit Verdammten
Mit seinem furchteinflößenden Monumental-Fresko im 1163 gegründeten Sift Vorau erinnerte Barockmaler Johann Cyriak Hackhofer seine Zeitgenossen eindrucksvoll daran, was mit lasterhaften Menschen und Todsündern beim Jüngsten Gericht passiere. 300 Jahre nach der Erschaffung des Wandgemäldes vermeint man noch den beißenden Geruch des verbrannten menschlichen Fleisches zu riechen, obwohl es in der Sakristei wunderbar nach süßlich-harzigem Weihrauch duftet.

Ebendort sperrt Gerhard Rechberger, Augustiner-Chorherr und Pfarrer von St. Lorenzen am Wechsel, ein Schränkchen auf und zeigt uns weitere sakrale Kunstschätze: einen edelsteinbesetzten Goldkelch mit religiösen Szenen auf Emaille aus dem Jahr 1681 und eine Monstranz, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert. „Auf diesem liturgischen Schaugefäß ist unser Ordensvater Augustinus mit seinem Attribut, einem flammenden Herz, dargestellt“, erklärt Rechberger, während Mesner Werner Schwindsackl ein wertvolles, aus Goldfäden gewirktes Barock-Messgewand aus einer Lade hervorholt.

20.000 Buchschätze in renovierter Bibliothek
Es sind nur einige der vielfältigen Kostbarkeiten des Stiftes, die man uns noch vorstellen könnte, auch wenn wir eigentlich wegen der Neueröffnung der frisch renovierten Stiftsbibliothek in das idyllische oststeirische Vorau gekommen sind.

Ein Jahr hat es gedauert, bis sämtliche Schränke und Malereien der 1767 fertiggestellten Prunk-Buchsammlung wieder auf Hochglanz gebracht wurden. „Das war die allererste Restaurierung seit der Errichtung - und sie ist gut geglückt“, freut sich Rechberger, für den das Projekt der krönende Abschluss seines 19-jährigen Wirkens als Stiftsvorsteher war. Die Führung durch die Bibliothek mit 20.000 Bänden und 416 Handschriften ist seine letzte „Amtshandlung“ - am 2. Oktober wurde der 32-jährige Bernhard Mayrhofer zum neuen Propst von Vorau gewählt.

Volksbibel aus dem 15. Jahrhundert
Weitere Buchschätze lagern im Stiftsarchiv, das Archivar Stefan Reiter für uns öffnet: „Man muss sich stets bewusst sein, wie bedeutend all das ist, was wir hüten.“ Unter anderem die sagenhafte deutschsprachige Vorauer Volksbibel aus dem 15. Jahrhundert, die ein Teil des Unesco-Kulturerbe Österreichs ist.

„Der größte Schatz ist für mich aber das Stift Vorau selbst, ein besonderer Ort, der Kraft und Ruhe schenkt“, sagt Alt-Propst Gerhard Rechberger, bevor er die Eingangstore langsam wieder zuzieht.

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