Plastikmüll

„Gespenstische“ Spurensuche im Mittelmeer

Österreich
05.08.2019 06:00

Tauchgang: In unserer beliebtesten Salzwasser-Badewanne, dem Mittelmeer, geht ein rot-weiß-roter Biologe Öko-Sünden auf den Grund.

„Es war gespenstisch“, schildert Manuel Marinelli. Der 35-jährige Meeresbiologe kreuzt seit Jahren auf Forschungsmissionen über die Weltmeere. Er hat dabei viel erlebt und noch mehr gesehen. Doch was er in den Tiefen des Mittelmeeres vorfand, verschlug dem Kärntner den Atem: Am Meeresgrund zeigte sich an vielen Orten eine gespenstische Mondlandschaft. Kaum Fische, keine Pflanzen - nur Autoreifen und ausrangierte Fischernetzetreiben im trüben Grau,Plastiksackerln wehen in der Strömung.

„Erschreckendes Bild in 70 bis 80 Metern Tiefe“
„Wir wollten wissen, wie viel Plastik tatsächlich das Mittelmeer belastet. Für die Untersuchung hatten wir erstmals einen Unterwasserroboter im Einsatz. Das Bild, das wir in 70 bis 80 Metern Tiefe vorfanden, war erschreckend - das Ausmaß an Müll, der dort nichts verloren hat, war unglaublich“, schildert Marinelli. 
Und das ist keine Momentaufnahme - die Route führte den Meeresbiologen, der früher für Greenpeace im Einsatz stand, von Spanien über Italien und Kroatien nach Griechenland, wo ihn die „Krone“ für eine erste Zwischenbilanz der Forschungsreise erreichte.

Untersucht wird beim „Project Manaia“ auch der Anteil an Mikro- und Nanoplastik, das sich von den Unterwasser-Müllkippen aus verbreitet. Mit Planktonnetzen gehen die Forscher der aktuell wohl größten Öko-Sünde auf den Grund: Bis zu fünf Gramm der Minipartikel wurden pro Kubikmeter Wasser gesammelt, ähnlich viel wie in den gigantischen Müllstrudeln in den Ozeanen.

Große Gefahr für Mensch und Tier
Die Müllinseln werden für die Meeresbewohner, aber auch für die Verursacher, uns Menschen, zur großen Gefahr.
Fische, Meeresschildkröten, Wale, Vögel und viele andere Tiere verletzen sich oder sterben qualvoll durch den von Menschen verursachten Müll. „Im Mittelmeer sind 134 verschiedene Tierarten von der Plastikaufnahme betroffen, darunter 60 Fischarten, neun Seevogelarten und fünf Meeressäuger“, weiß WWF-Biologe Axel Hein.

Über die Tiere gelangen Plastik aber auch Schwermetalle und Weichmacher in die Nahrungskette und werden übers Essen aufgenommen. Die Partikel gelten als krebserregend und können zu Unfruchtbarkeit führen. 2018 wurde erstmals Mikroplastik im Darm von Menschen nachgewiesen.

Thomas Leitner, Kronen Zeitung/krone.at

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