40 Stellen unbesetzt

Zur Kasse bitte: Hälfte der Zahnärzte ist privat

Tirol
14.07.2019 13:00
Je nachdem, wie brav man seine Zähne geputzt oder einen Unfall vermieden hat, fallen beim Zahnarzt mal mehr und mal weniger Kosten an. Bei ausgewählten Behandlungen erstattet die Krankenkasse etwas zurück, aber natürlich nur, wenn der Zahnarzt einen entsprechenden Vertrag hat. Doch da fangen die Probleme an!

Sie saß eines morgens am Frühstückstisch, da passierte es plötzlich: Christine M. aus St. Johann brach ein Stück ihres Vorderzahns ab. Zwar hatte die Pensionistin keine Schmerzen, jedoch wollte sie den Schönheitsmakel so schnell wie möglich richten lassen.

Ihr Stamm-Zahnarzt war vor zwei Jahren in Pension gegangen – drei Stunden telefonierte sie vergebens auf der Suche nach einem Termin. „Aber alle sind komplett ausgebucht“, schildert die 62-Jährige verzweifelt am Telefon, „Erst im Spätherbst oder zu Weihnachten hätte ich einen Termin bekommen können.“

Besonders ungünstige Lage in Kitzbühel
In St. Johann gibt es nur einen Kassenzahnarzt – in ganz Kitzbühel nur neun. Mit der Lage hat sie es nicht gut getroffen, bestätigt Arno Melitopulos, Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse: „Verglichen mit anderen Bundesländern liegt in Tirol für Kassenzahnärzte eine ungünstige Kostenstruktur in Form hoher Mieten, hoher Lebenserhaltungskosten und hoher Grundstückspreise vor – insbesondere im Bezirk Kitzbühel.“

40 von 229 Stellen in ganz Tirol unbesetzt
In ganz Tirol sind derzeit 40 von insgesamt 229 Planstellen unbesetzt – im November waren es noch fünf weniger. „Die Versorgungsprobleme sind unterschiedlich ausgeprägt. Im Westen von Tirol und Osttirol liegen kaum freie Stellen vor, in der östlichen Inntalfurche, im Zillertal und in Kitzbühel hingegen schon.“ Im Bezirk gibt es derzeit elf unbesetzte Zahnarzt-Kassenstellen.

Nachdem sie auch von den wenigen Wahlärzten in St. Johann abgewiesen wurde, wandte sich Christine M. an das Zahnambulatorium in Wörgl. „Die haben mich gleich wieder weggeschickt“, erzählt sie, „Es gibt dort wohl nur einen Zahnarzt und sie seien überfordert mit den ganzen Anfragen.“

Zahnambulatorien für Schmerzpatienten
Dabei ist es wichtig zu beachten, dass Frau M. keine Schmerzen hatte. „Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass Schmerzpatienten noch am selben Tag geholfen werden sollte“, erklärt Paul Hougnon, Präsident der Tiroler Zahnärztekammer. Man könne sich, wenn das Zahnambulatorium schon zu voll ist, immer an die Zahnklinik in Innsbruck wenden. „Dort gibt es einen 24-Stunden-Ambulanzdienst.“

Die vier Tiroler Zahnambulatorien in Innsbruck, Wörgl, Schwaz und Reutte haben mehr als genug zu tun: Pro Jahr werden dort laut TGKK über 60.000 Behandlungen durchgeführt. „68 hoch qualifizierte Mitarbeiter bemühen sich um die Zahngesundheit der Tiroler“, sagt Melitopulos. Dabei werde mit modernsten Behandlungsmethoden gearbeitet. „In unseren Ambulatorien bekommen Patienten alles aus einer Hand – Fenstertage gibt es keine.“

„Ich habe ja nur meine kleine Pension“
Am Ende ging Christine M. zu einem Privatzahnarzt in Kössen – doch die Reparatur brach nach acht Tagen wieder ab und musste erneut gemacht werden. Sie ist verzweifelt: „Ich habe ja nur meine keine Pension, wie soll ich das alles bezahlen? Sobald ein neuer Kassenzahnarzt in die Umgebung kommt, ist er sofort voll.“

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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