Weltsensation in Retz

Älteste Darstellung der „Königin Europa“ entdeckt

Weltsensation im Weinviertel: Im Museum Retz ist die älteste bekannte Darstellung des Kontinents in Form einer Königin entdeckt worden. Der Holzschnitt wurde laut Angaben der Archäologin und Kulturwissenschaftlerin Celine Wawruschka von der Donau-Universität Krems vom Tiroler Humanisten und Künstler Johannes Putsch (1516 bis 1542) im 16. Jahrhundert angefertigt.

„Eine Widmung zeigt, dass der Archivar des Retzer Dominikanerklosters, Ignaz Lamatsch, die Darstellung im Jahr 1838 dem kurz zuvor gegründeten Stadtmuseum vermacht hatte“, so Wawruschka. Den Kopf der Königin macht übrigens Spanien aus, Italien den Arm und Sizilien den Reichsapfel. Österreich und Böhmen (Bild unten) befindet sich laut der Forscherin ebenso auf der Herrschaftsfigur: „Und zwar in der Körpermitte.“

Derartige Allegorien von Erdteilen seien in der frühen Neuzeit sehr beliebt gewesen, teilte man seitens des Museums Retz mit. Allgemein gelte die anno 1534 gefertigte Karte von Johannes Putsch als Vorbild aller kartografischen Erdteilallegorien im 16. Jahrhundert. Die Retzer Karte weist dem Museum zufolge zwei Besonderheiten auf: Mit dem Herstellungsdatum von 1534 sei sie einerseits die älteste bekannte dieser Form. Eine weitere Karte von Putsch befinde sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, sei etwas jünger (1537) und im Gegensatz zum Retzer Exemplar nicht koloriert.

Gedicht beklagt kriegerische Zustände
Die zweite Besonderheit stelle ein Gedicht humanistischer Tradition dar, das sich unter dem Kartenrand befinde und „den Kaisern Karl V. (1500 bis 1558) und Ferdinand I. (1503 bis1564) gewidmet ist“. „Königin Europa“ beklage sich in dem Text über die kriegerischen Zustände auf dem Kontinent und ermahne die beiden Herrscher des Habsburgerreiches, sie vor der Gefahr der einfallenden Türken zu retten.