Frau als Ortschefin

Maria Zwölfer gibt in Lermoos den Ton an – mit einem Mandat

Tirol
06.03.2010 23:01
"Eine Frau ist Lermoos nicht zumutbar. Und eine Lehrerin schon gar nicht!" Solche und ähnliche Aussagen wurden Maria Zwölfer 2004 an den Kopf geworfen, als sie sich dazu überreden ließ, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. "Jetzt erst recht", dachte sich Maria – und wurde Tirols 1. Bürgermeisterin in einem Dorf. Am Sonntag tritt die Kämpferin natürlich wieder an.

Dass Lermoos einmal eine Bürgermeisterin bekommen würde, hätte niemand gedacht. Am wenigsten Maria Zwölfer selbst. In der Stichwahl setzte sie sich 2004 gegen ihren Bruder Karl Mott mit 15 Stimmen Vorsprung durch, seither gibt in der 1.100-Einwohner-Gemeinde im Außerfern Maria den Ton an. Erschwerend kam hinzu,  dass ihre Liste "Unabhängiges Lermoos" nur ein Mandat (von 13) machte. "Damals haben einige Bürger gemeint, dass Lermoos nun untergeht. Außerdem warfen mir einige fehlendes wirtschaftliches Verständnis vor – ich konnte sie aber eines Besseren belehren“, erzählt Maria im "Krone"-Gespräch. 

"Männer lassen sich nicht gerne von einer Frau etwas sagen"
Doch Maria hatte es in den letzten sechs Jahren nicht immer einfach. "Ein Mann hätte in ihrer Situation schon alles hingeschmissen", ist ihr Mann Hermann überzeugt. Von den Herren im Gemeinderat wurden ihr nicht selten Prügel vor die Beine geworfen. "Männer sind besonders eitel und lassen sich nicht gerne von einer Frau etwas sagen. Es ist einige Male vorgekommen, dass versucht wurde, bereits beschlossene Sachen wieder zu kippen – da wurden aus Sach- plötzlich Machtfragen", so Zwölfer. 

Doch mit Charme und Scharfsinnigkeit ist es ihr am Ende meistens gelungen, das Ziel zu erreichen: "Das darfst du nie aus den Augen verlieren, auch wenn Umwege notwendig sind." Die Herrn Gemeinderäte haben sich am Stammtisch dann natürlich vorwerfen lassen, dass eine Frau mit ihnen ums Eck fährt…

Bei der Wahl am Sonntag tritt sie natürlich wieder an. "Ich will Bürgermeisterin bleiben – und natürlich mehr Mandate machen!"

von Markus Gassler, Tiroler Krone

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