„Sind eine Familie“

Grazer Schulbuffet erteilt Lektion in Lebensfreude

Steiermark
18.03.2019 07:50

Elf Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten im Buffet der HTL Ortweinschule in Graz. Geboten wird nicht nur höchste Qualität, sondern auch eine Lektion in Lebensfreude. Die „Krone“ war auf Besuch.

Die zweite Schulstunde ist vorbei, in der kurzen Pause kommt es zu einem kleinen Ansturm auf das Schulbuffet. Klaus Molnar behält dennoch die Übersicht. „Das darfst du essen, das ist halal“, sagt er zu einem muslimischen Schüler. Die Gemüsesuppe mit Croûtons preist er in den höchsten Tönen („ein Gedicht“), Vordrängeln sieht er hingegen nicht so gerne, „sonst hab’ ich dich beim Krawattl“.

Klaus Molnar ist einer von elf Menschen mit Beeinträchtigungen, die das Buffet in der HTL Ortweinschule „schupfen“. Seine Fröhlichkeit und seine Offenheit sind ein Erlebnis – ebenso sein Witz und sein Gedächtnis. Er weiß von fast allen Kunden hier, wie sie heißen und was sie gerne essen.

Seine Arbeiten? „Ich bereite Salate zu – heute zum Beispiel einen köstlichen Kartoffelsalat –, schlichte Getränke, berate, verkaufe, mache Kaffee, arbeite im Lager“, zählt Klaus auf. Auch Florian Finsterbusch packt an vielen Stellen mit an. „Ich mache heute Weckerl und schneide Gemüse“, erzählt er. Er beherrscht ebenfalls das Werbegeschäft: „Unser Essen ist perfekt“, sagt er mit einem breiten Grinser.

„Hier wird höchste Qualität geboten“
Das würde Schuldirektor Manfred Kniepeiss sofort unterschreiben. „Hier wird höchste Qualität geboten.“ Stolz ist Kniepeiss aber auch auf das Miteinander in seiner Schule. „Das Wort Behinderung wird von unseren Schülern nie in den Mund genommen. Die Mitarbeiter im Buffet sind Teil unserer Familie, sie sind ungemein freundlich, es läuft immer der Schmäh.“

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte vor fünf Jahren. „Wir hatten ein Bistro am Ortweinplatz (dort ist die Grazer Modeschule untergebracht, Anm.), das aber den strengen Richtlinien nicht entsprach“, erzählt Erika Szalai-Lendl von der Lebenshilfe. „Eine Freundin von mir arbeitet hier an der Schule und hat mir vom alten Buffet erzählt, das nicht gerade einladend war. Ich war beim Tag der offenen Tür hier und hab’ gesagt: ,Wir können das besser.‘“

Regionale Anbieter bevorzugt
Gesagt, getan. Das Buffet wurde umgebaut und vergrößert, auch einige Klienten, die im Bistro gearbeitet hatten, zogen mit in den Grazer Norden. „Wir achten darauf, dass wir die Produkte von regionalen Anbietern beziehen“, sagt Szalai-Lendl. Das Fleisch kommt beispielsweise aus Ligist, die Äpfel aus St.…Martin. Szalai-Lendl: „Manche Schüler sind erstaunt, wie selbst gemachtes Essen schmeckt. Wir erfüllen hier auch einen Bildungsauftrag.“

Natürlich werden die elf Mitarbeiter mit Beeinträchtigung von ausgebildeten Köchen und Pädagoginnen sowie Zivildienern unterstützt. Die Fäden laufen bei Eva Holawatsch zusammen. „Es ist schön, wie stolz die Klienten auf ihre Arbeit sind.“ Die lassen sich übrigens vom „Krone“-Fotografen nicht beirren und arbeiten konzentriert weiter. Und Klaus? Er ist nicht zu bremsen und unterhält bereits die nächsten Kunden.

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