Umdenken nötig

Wenn Vogelstimmen für immer verstummen. . .

Steiermark
18.02.2019 17:55

Es sind nicht „nur“ Insekten, die dramatisch wegsterben - auch viele Vogelarten brechen katastrophal weg. Die Zahl der Feldlerchen, Symbolvogel der Steiermark, hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert! Das Rebhuhn ist so gut wie verschwunden. Die Liste der betroffenen Vögel reicht vom Baumpieper bis zur Amsel.

„Sagen wir es so: In meinem Job darf man nicht zur Depression neigen“, sagt Johann Brandner. Der Steirer, der viele Jahre lang Biologielehrer war und mit Herz und Seele Vogelkundler ist, sieht die Entwicklung mit „größter Sorge“. Die Gründe für das Vogelsterben?

Insektensterben: „Sie sind für Vögel bekanntlich wichtige Beutetiere.“

 Verbauung: „Die zunehmende Zersiedelung lässt vielen Vögeln überhaupt keinen Raum und keine Nahrung mehr. Viele ziehen in die Stadt, wie die Elster oder Krähe, die früher klassische Feldvögel waren.“

 Klimatische Veränderungen: „Es gibt Wiesenbrüter, wie die Feldlerche oder Kibitze, die für das Brüten im Frühling kurzes Gras benötigen. Doch vielfach ist Gras bereits jetzt schon viel zu hoch, damit es fürs Brüten genützt werden kann.“

Auch deswegen ist der Bestand der Feldlerche in den vergangenen 20 Jahren um 49% zurückgegangen! „Sie kann in den heutigen Intensivkulturen, wo alles schneller, dichter, großflächiger wächst, oft nur noch eine einzige Brut aufziehen“, so Birdlife-Experten. Wenn Vögel auf Fahrspuren im Feld ausweichen, werden sie oft zur Beute. Oder von Landmaschinen überfahren.

Noch dramatischer ist die Lage für das Rebhuhn. Es scheint noch nicht lang her, dass man den herzigen Vogel herumwuseln sah. Heute ist er quasi ausgestorben! Das Rebhuhn braucht u. a. Käfer für die Aufzucht der Kleinen - die sind in den unkrautfreien (Mais-)Feldern nicht mehr zu finden.

 Die Landwirtschaft: „Es ist nachgewiesen, dass die Monotonisierung der Landschaft sehr viel zum Artensterben beiträgt“, so Brandner. Ein Beispiel seien die Blühstreifen: „Früher war es eine Frage des Respekts, dass man Abstand zum Feld des Nachbarn gehalten hat - so sind die Blühstreifen nach und nach von selber entstanden.“ Heute, davon kann man sich selbst überzeugen, wird oft bis an den letzten Zentimeter herangebaut - eine dramatische Verschlechterung auch für Hasen und viele andere Tiere.

Brandners Resümee: „Umdenken! Die natürlichen Mechanismen sind ausreichend, das Wechselspiel von Schad- und Nutzinsekten funktioniert. Aber wenn ich einen Regulator entferne, dann bricht das ganze System ein.“ Alleine mit einer klugen Fruchtfolge könnten wesentliche Erfolge erzielt werden.

Viele Futterhäuschen

bleiben derzeit leer

„Wir haben keine Vögel mehr an den Futterhäuschen!“ - Diese Meldung von „Krone“-Lesern erreicht uns dieser Tage oft. „Dabei bemerken wir das Ausbleiben nur bei jenen Tieren, die etwa durch ihren Gesang oder ihr Äußeres auffällig sind“, meint Brandner. „Aber es sind so viele andere Tiere, die einfach verschwinden. Obwohl jedes von ihnen eine wertvolle Rolle im gesamten Ökosystem spielt.“

Er findet Aussagen, wie sie oft über den Wachtelkönig im Ennstal fallen („Den sieht eh keiner“), ignorant. „Nur weil man etwas nicht unmittelbar vor Augen hat, heißt es nicht, dass es nicht wichtig und wertvoll ist.“

Hoffentlich wird uns das nicht erst bewusst, wenn die letzte Vogelstimme verstummt

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