Neues Modell ab April

Größere Sprengel für Ärzte – Sorgen am Land

Steiermark
30.01.2019 09:00

Es ist ein Mosaikstein, um den den Beruf des Hausarztes attraktiver zu machen: Ab April gilt in der Steiermark ein neues Bereitschaftsmodell für Nächte und Wochenenden - mit kürzeren Diensten, höheren Honoraren und freiwilliger Teilnahme. Die einst führenden Fusionskritiker zeigen sich besorgt: Sie befürchten eine schlechtere medizinische Versorgung gerade im ländlichen Raum.

Die Reduktion ist durchaus radikal: Statt 92 gibt es ab April nur noch 24 (große) steirische Sprengel, die teilweise fast einen ganzen Bezirk abdecken. „Die Anfahrtswege für die Ärzte werden so immer größer, das ist gerade bei Notfällen problematisch“, meint Otmar Hiebaum, Bürgermeister von Markt Hartmannsdorf und Präsident des fusionskritischen Gemeindeforums Steiermark.

Er befürchtet, dass zu wenige Mediziner beim neuen Dienst freiwillig mitmachen: „Von sieben Ärzten in unserem Sprengel werden es wohl nur zwei sein. Der diensthabende Arzt ist bei uns künftig nicht mehr für 11.500 wie bisher, sondern für fast 45.000 Menschen zuständig.“ Ähnliche Sorgen äußert für den Raum Leibnitz Sabine Eder, die Amtsleiterin von Ragnitz: „Statt sieben Ärzten hat künftig nur noch einer Bereitschaft. Ich bin sehr besorgt.“

Die steirische Ärztekammer sieht das neue Modell, das vorerst auf einen dreijährigen Beobachtungszeitraum angelegt ist, hingegen als Chance für eine flächendeckende ärztliche Versorgung im Notfall auch am Wochenende - derzeit gelinge das nur mehr bei der Hälfte der Bereitschaftsdienste. 

Eine „Gefahr“, falls Ärzte außerhalb der Ordinationszeiten seltener zu Visiten kommen: Noch mehr Steirer könnten die Spitalsambulanzen aufsuchen. Die Ärztekammer verlangt daher, „dass die Auswirkungen auf die Ambulanzen der Landeskrankenhäuser laufend evaluiert werden, um etwaige Fehlentwicklungen rasch korrigieren zu können“.

Das sind die Eckdaten des neuen Bereitschaftsdiensts

  • Der neue Bereitschaftsdienst dauert wochentags nur noch von 18 bis 24 Uhr, am Wochenende von 7 bis 24 Uhr (derzeit dauern die Dienste bis 7 Uhr früh). Ab Mitternacht übernimmt der Rettungsdienst. Unter der Woche gibt es einen Arzt pro Sprengel, am Wochenende zwei.
  • Für Graz gelten andere Regeln: Hier sind die Dienste mehrfach besetzt - und am Wochenende rund um die Uhr.
  • Die teilnehmenden Ärzte machen nur Hausbesuche, die Ordination bleibt also geschlossen. Sie erhalten ab April ein deutlich höheres Pauschalhonorar (ab 220 Euro für sechs Stunden) plus Zuschläge für jede Visitation (60 oder 70 Euro).
  • Patienten rufen die neue zentrale Telefonnummer 1450 (beim Roten Kreuz angesiedelt) an. Dort entscheiden diplomierte Krankenpfleger, ob eine Visitation notwendig ist. Wenn ja, wird der Arzt via App verständigt.
  • Ärzte können sich ihre Dienste frei einteilen. Bei Verhinderung geht zuerst eine SMS an alle Kollegen in der Region, nach 12 Stunden ist der Dienst auch überregional für Ärzte buchbar.
  • Uabhängig vom Bereitschaftsdienst gibt es mehr als 100 Allgemeinmediziner in der Steiermark, die am Wochenende (Samstag und/oder Sonntag) ihre Praxen regelmäßig geöffnet haben. Für sie ändert sich nichts.
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