Biathlet Simon Eder

„Wie Phoenix aus der Asche“

Salzburg
12.01.2019 09:01

16 Jahre Biathlon-Weltcup! In der Verfolgung von Oberhof geht Simon Eder bereits zum 333. Mal auf höchster Ebene an den Start. In der „Krone“ lässt der 35-jährige Salzburger seine bisherige Karriere noch einmal Revue passieren.

Simon Eder war gerade einmal 19 Jahre jung, als er erstmals in den Weltcup berufen wurde. Sein Debüt misslang, doch auch 16 Jahre später agiert der Salzburger noch auf höchster Ebene.

Am Samstag bestreitet der Athlet des HSV Saalfelden sein 333. Weltcuprennen. In den vergangenen Jahren hat er so gut wie alle Höhen und Tiefen miterlebt, musste 543 Strafrunden bzw. -minuten in Kauf nehmen und erzielte nicht weniger als 115 (!) Mal in Einzelrennen die schnellste Schießzeit.

Vor seinem Jubiläum nahm sich „Lucky Luke“, wie Eder aufgrund seiner Stärke mit der Waffe genannt wird, für die „Krone“ Zeit, um auf die bedeutendsten, kuriosesten und emotionalsten Rennen seiner Karriere zurückkzublicken.

Das 1. Rennen: Am 18. Jänner 2003 stand ging mit Startnummer 98 ein Frischling im Sprint von Ruhpolding an den Start. Simon Eder feierte sein Debüt, nachdem er sich bei den Österreichischen Meisterschaften zuvor qualifizierte. „Ich hatte damals - und das gilt bis heute - die besten Ausdauerwerte“, erinnert er sich. Das Rennen ging trotzdem in die Hose.

„Ich habe Fieber bekommen, musste aufgeben. Das war echt bitter!“ Seinen größten Fehler beging er, weil er zu wenig auf seinen Körper hörte. „Ich bin dann 2004 in ein Loch gefallen, erst 2006 wieder rausgekommen. Ich war im Übertraining.“

Das 10. Rennen: Erstmals durfte der Pinzgauer Ende 2006 bei einem Heimweltcup sein Können zeigen. Wirklich gut lief es für ihn in Hochfilzen aber nicht, als 52. landete er außerhalb der Punkteränge.

„Es war ein brutales Nassschneerennen. Ich hatte nicht den besten Ski und auch nicht den besten Tag“, erklärt Eder, der sich noch an ein anderes Detail erinnern kann: „Der Schweizer Matthias Simmen ist damals aufs Stockerl gelaufen.“ Es sollte der einzige Podestplatz des Eidgenossen bleiben.

Das 12. Rennen: Wieder war Hochfilzen Austragungsort, diesmal sollte es deutlich besser laufen. Eder blieb fehlerfrei und landete auf Rang 22. „Da habe ich meine ersten Punkte geholt“, freut er sich noch heute darüber. „Der Nuller hat mir extrem getaugt.“

Das Ergebnis war auch wichtig auf dem Weg in die österreichische WM-Staffel. „Ich wollte mich unbedingt dafür qualifizieren, habe das dann auch geschafft. Seither war ich bei jedem Großereignis in der Staffel am Start, konnte Österreich vertreten.“ Und wie: Bislang hat er vier Staffel-Medaillen bei Großereignissen zu Buche stehen.

Das 33. Rennen: Ein erhebendes Gefühl für den Salzburger - mit der österreichischen Mannschaft ergatterte er in Pokljuka 2007 seinen ersten Stockerlplatz. „Es war brutal“, grinst Eder, „weil ich beim letzten Schießen mit Ole Einar Björndalen zusammengekommen bin. Der war das Maß aller Dinge.“

„König Ole“ leistete sich aber völlig überraschend eine Strafrunde, während Eder ohne durchkam. Teamkollege Fritz Pinter fiel ihm nach dem Rennen um den Hals. „Er hat mich sofort umarmt, denn er hat damals von seinem Sponsor zum ersten Mal ein iPhone bekommen.“

Das 61. Rennen: Es war die Verfolgung in Antholz 2009, die dem Loipenjäger mit Rang zwei den ersten Einzel-Podestrang einbrachte. „Das war mir sehr wichtig, da ich ganz schwer in die Saison gefunden hatte, bis Weihnachten krank war“, schildert Eder.

Mit dem Erfolg in Südtirol sprang er noch auf den WM-Zug auf. „Unpackbar! Und meine Mom war auch noch dabei. Das hat mir richtig gutgetan.“

Das 70., 71. und 72. Rennen: Eder war in absoluter Hochform, als er 2009 nach Trondheim kam. Die stellte er auch eindrucksvoll unter Beweis. Dritter im Sprint - bis heute sein einziges Stockerl in dieser Disziplin -, Zweiter in der Verfolgung und auch Zweiter im Massenstart.

„Das beste Wochenende meiner Karriere“, erzählt Eder. „Ich wurde auch von den Fans brutal angefeuert.“ Kurios: Als Eder im Sprint im Ziel war, blickte er auf die Anzeigetafel und dachte - voller Laktat -, er wäre Achter geworden.

„Raphael Poiree hat mir dann gratuliert. Ich habe nur den Kopf geschüttelt. Es hat sicher 15 Minuten gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich doch Dritter war.“

Das 75. Rennen: Nach einer kräftezehrenden Saison 2008/09 war der Energiehaushalt bei den Österreichern am Ende. „Ich habe mit Landi vor dem Massenstart beim Finale in Khanty-Mansiysk geredet, ihm gesagt, dass ich so fertig bin, dass fast nichts mehr geht.“

Dem Tiroler ging es ebenso. Unglaublicherweise trumpften die beiden dann aber groß auf. Eder gewann vor seinem Freund und Teamkollegen, der zudem noch die kleine Kristallkugel für die Disziplinenwertung gewann. „Ein Wahnsinns-Abschluss! Wir haben das extrem genossen!“

Das 130. Rennen: Saisonauftakt 2011/12 in Östersund, wo heuer die WM stattfindet. Eders Rennen verlief ergebnistechnisch unspektakulär, er wurde mit einer Strafminute 15. Es wäre aber mehr drin gewesen.

Ich habe beim Zieleinlauf die falsche Spur gewählt, bin 400 Meter zu viel gelaufen. Das Schlimme daran: Ein paar Jahre später ist mir das gleich noch einmal passiert. Ich bin wohl der Einzige, der so einen Fehler zweimal gemacht hat“, kann er inzwischen darüber schmunzeln.

Das 207. Rennen: Nachdem er kurz zuvor bei Olympia in Sochi um Haaresbreite an einer Einzelmedaille vorbeischrammte, gelang ihm in Oslo, dem Mekka des nordischen Skisports, der große Wurf. Eder blieb im Verfolger fehlerfrei und holte seinen zweiten Weltcupsieg.

„Für dieses Rennen habe ich meinen Dad als Geschenk zu seinem 60er eingeladen. Ich bin froh, dass ich das mit ihm erleben durfte. Es war fast schon kitschig. Wie er mich auf der Schlussrunde angefeuert hat ... das war schon fast gefährlich, weil er so weit reingerannt ist auf die Strecke“, lacht Simon. Ebenfalls eine Ehre: Er durfte nach seinem Triumph zum norwegischen König. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir das alles so viel bedeuten würde.“

Das 210. Rennen: Zurück in Östersund, Saisonstart 2014/15, ein Einzel stand auf dem Programm. Es lief völlig verkorkst, bereits im ersten Stehendanschlag kassierte Eder vier Strafminuten. Am Ende sollten es acht werden - Negativrekord für den starken Schützen!

„Dort kann es echt windig sein“, begründet „Sam“. „Es hat damals viele erwischt. Ich habe das Schwarze nicht mehr gesehen, hatte eine Blockade. Da kann Östersund echt grausig sein. Aber das muss man schnell abhaken können.“

Das 251. Rennen: Simon befand sich in einer exzellenten Form, schloss den Sprint schon als Sechster ab. Im Verfolger leistete er sich nur zu Rennbeginn einen Fehler, lief dann überraschend zum Sieg.

„Wir hatten Nassschnee und ich super Material. Echt genial!“, rekapituliert Eder. „Ich bin mit allen Topleuten zum Schießen gekommen. Martin Fourcade hat hinterher gemeint, er hatte mich am wenigsten auf der Rechnung“, lacht Eder. „Den Fehler hätte er nicht machen dürfen.“

Das 267. Rennen: WM-Rennen im Biathlon zählen seit jeher auch zum Weltcup. So auch jenes in Oslo 2016. Das Einzel stand am Programm und die ÖSV-Asse schrieben Geschichte. Dominik Landertinger holte Silber, Simon Eder gewann Bronze.

„Meine erste Einzelmedaille“, hört man heute noch die Erleichterung in Simons Worten. „Das ist ganz schwer zu toppen.“ Zumal die Eders zum Holmenkollen eine besondere Beziehung pflegen. Genau 30 Jahre zuvor gewann Papa Alfred ebendort ebenfalls Bronze. Ebenfalls im Einzel.

„Das war mir damals noch gar nicht so bewusst. Bis dahin hatte ich immer wieder geträumt, dass ich eine Medaille mache. Die war aber jedes Mal weg, wenn ich aufgewacht bin. Und jetzt war sie plötzlich wirklich da. Meine Mom ist dann auch noch am Abend gekommen. Einfach ein Wahnsinn!

Das 289. Rennen: Keiner hatte Simon Eder vor der Heim-WM in Hochfilzen auf der Rechnung. Die Gesundheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung, lange war sogar unklar, ob er überhaupt starten konnte. Dann der Massenstart - und Eder holte erneut Bronze!

„Das war wie Phoenix aus der Asche!“, bemüht er einen Vergleich mit der Mythologie. „Mich hatten nicht viele auf der Rechnung. In einem stärkeren Team wäre ich nicht mal zur WM gefahren.“ So aber sorgte er für eine kleine Sensation!

Das 333. Rennen: Dieses steht am Samstag auf dem Programm. Und soll mitnichten das letzte in der Karriere des Simon Eder sein. „Ich habe immer den Anspruch, eine gewisse Rolle zu spielen. Dadurch, dass ich gesund bin, habe ich gemerkt, dass ich mich immer noch entwickeln kann. Mein großes Ziel bleibt Peking 2022. Da ist es mein Traum, die Olympischen Spiele erfolgreich abschließen zu können.“

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