Man kann nicht laut genug warnen: Vorsicht auf den steirischen Bergen! Skitouren im steilen Gelände sind angesichts der Lawinenwarnstufe 4 derzeit schlicht unmöglich. Wenn sich das Wetter ungünstig entwickelt, droht den Steirern sogar die höchste Warnstufe 5 - Katastrophenstatus. Bereits in der Nacht wurden auf der Planneralm und der L 704 beim Stausee Großsölk erste Straßensperren nötig.
Knapp drei Meter Schnee am Dachstein und Loser, 2,5 Meter auf Grimming, Tauplitz und Ahornkogel - und auch im Hochschwabgebiet hat es schon mehr als zwei Meter: Schnee über Schnee, so weit das Auge reicht.
Ein Meter könnte noch dazu kommen
Der Winter macht seinem Namen im steirischen Bergland alle Ehre. Glaubt man den Prognosen, geht es über das Wochenende so weiter. Bis zu einem Meter könnte noch fallen. Doch schon jetzt ist die Lawinengefahr kritisch: Seit Donnerstag gilt die vierte Warnstufe.
Sollte der Wind, der „Baumeister der Lawinen“, anhalten, könnte es bis auf Stufe 5 hinauf gehen. Dann wäre „Feuer am Dach“, weiß Alexander Podesser, Chef des steirischen Lawinenwarndienstes (siehe auch Interview unten).
Überall im Land tagen die lokalen Lawinenkommissionen, um über mögliche Straßensperren zu entscheiden. Erschwerend für sie: Die nötigen Erkundungsflüge sind aufgrund des Schlechtwetters nicht möglich.
Erste Straßensperren wurden verhängt
Deshalb wurden gestern Nacht die ersten Sperren verhängt: Bis heute um 6 Uhr war die Planneralmstraße zu; die L 704 bleibt ab dem Stausee Großsölk bis auf Widerruf gesperrt. Ebenso bedroht sind Straßen rund um den Grimming, die Ramsau und Donnersbachwald, im Gesäuse, am Präbichl, am Hengstpass oder auch rund um Wildalpen.
Keine Sorgen müssen sich Steirer und Urlaubsgäste vorerst in den Häusern machen. Derzeit, beruhigt Podesser, seien Orte wie Grundlsee, Pusterwald, Gußwerk, Gstatterboden, Vordernberg oder Palfau durch die Schutzbauten ausreichend gesichert.
Höchste Gefahr droht hingegen im freien Gelände. „Wir raten von Skitouren oder Wanderungen ins Steilgelände dringend ab“, so Podesser. Für den Großteil des Berglandes gilt die Warnstufe 4 sogar unterhalb der Waldgrenze. Grund: Der Sturm hat auch zwischen den Bäumen gespannte Schneedecken erzeugt.
Schon ein Einzelner kann ein Schneebrett auslösen
„Schon das Gewicht eines einzelnen Tourengehers kann derzeit ein Schneebrett auslösen“, warnt ZAMG-Forscher Arno Studeregger. Die Naturfreunde wiederum raten eindringlich zu „defensivem Verhalten auf den Bergen“ - und geben wertvolle Tipps: Ohne vollständige Notfallausrüstung keine Touren unternehmen; Hänge über 30 Grad Neigung meiden; in Kleingruppen gehen; Abstände halten.
Aktuelle Lageberichte finden Sie unter www.lawine-steiermark.at
Interview mit Lawinenwarndienst-Leiter Alexander Podesser
„Steirerkrone“: Herr Dr. Podesser, droht uns Lawinenwarnstufe 5?
Podesser: In Salzburg könnte sie bald kommen. Wir warten noch die nächsten Prognosen ab.
Wann gab es die Stufe 5 zum letzten Mal?
In der Steiermark 2005. Betroffen waren etwa das Gesäuse und die Eisenerzer Alpen. Vom Grimming ging etwa eine Lawine auf die Ennstalstraße nieder.
Was bedeutet Stufe 5 konkret?
Eine Katastrophen-Situation. Skitouren sind dann sowieso undenkbar. Lawinen drohen auch in tiefen Lagen und im mäßig steilen Gelände. Wichtige Straßen sind von großen Schneemassen bedroht. Die Menschen in gefährdeten Orten sollten ihre Häuser nicht verlassen.
Sind derzeit Siedlungen gefährdet?
Nein, die Schutzbauwerke sind noch nicht voll Schnee, da gibt es noch Reserven.
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