Lage in der Steiermark

Asylheime: Nach und nach kehrt wieder Ruhe ein

Steiermark
03.10.2018 12:12

Wo kein Flüchtling, da kein Heim: Dass der Bund die Asyl-Standorte Steinhaus am Semmering und Graz-Puntigam Ende 2018 zusperrt (wir berichteten), wird auch von steirischen Politikern begrüßt. Es ist ein logischer Schritt dank sinkender Asylzahlen. In der Steiermark werden noch genau 5366 Asylwerber betreut.

Der Spitaler Bürgermeister Reinhard Reisinger hat von der Schließung aus der Online-„Krone“ erfahren: „Das ist bezeichnend. Auch als das Asylquartier aufgemacht hat, hat mit uns niemand geredet“, ärgert sich der SPÖ-Ortschef.

Zu Spitzenzeiten 250 Asylwerber; jetzt nur mehr 34
2014, als die Flüchtlingszahlen dramatisch zu steigen begannen, pachtete die damalige ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner das Hotel als Asylquartier des Bundes. Bis zu 250 Asylwerber lebten in der Folge zu Spitzenzeiten in Steinhaus - einem Ort mit gerade einmal 689 Einwohnern. „Es war nichts dagegen zu machen“, erinnert sich Reisinger an die eigene Ohnmacht, „weder bau- noch gewerbe oder widmungsrechtlich.“

Immerhin wurde es zuletzt ruhig um das Haus: „Wir haben derzeit 34 Leute da. Es gibt keine Probleme.“ Was mit all den abgelehnten Asylwerbern passiert, ist übrigens auch Reisinger, der nebenbei das Meldewesen in Spital führt, ein Rätsel: „Bei uns bleibt niemand, fast alle gelten nach der Abmeldung von Spital als ,unbekannt verzogen‘.“ Auf Deutsch: Viele tauchen unter…

Spital: Tourismus könnte Hotel gut gebrauchen
Nun wäre es Reisinger am liebsten, wenn das Haus wieder ein Hotel würde. „Es gab dort bis zu 25.000 Nächtigungen im Jahr, die Hälfte aller Nächtigungen bei uns. Der Wegfall war für den Tourismus hart.“ Doch das Ministerium, das mit der slowakischen Eigentümerin noch elf Jahre lang einen Pachtvertrag hat, möchte das Haus als Reserve halten.

Graz: „Private wollen nur Geld verdienen“
Auch die Grazer Politik ist über die Schließung des Verteilzentrums erfreut. Das Land solle sich am Bund ein Beispiel nehmen und ebenfalls Quartiere in Graz schließen, die Landeshauptstadt trage die Hauptlast, betont Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP).

Vor allem mit privaten Betreibern gebe es ständig Probleme. „Die wollen nur Geld verdienen“, so Hohensinner. Bei Institutionen wie der Caritas sei das anders. 

Das Verteilzentrum in Puntigam, das Ende 2018 zusperren soll, ist ein Durchgangsquartier. Das heißt, die Asylwerber wohnen nur so lange dort, bis das Land ihnen eine Unterkunft zuweist, also meist nur ein paar Tage. Und in letzter Zeit sind kaum noch Flüchtlinge in der Steiermark angekommen. Derzeit sind in dem Containerdorf, in dem 150 Personen Platz haben, gerade einmal 60 Flüchtlinge untergebracht.

Kampus: Land setzte auf „ausgewogene Verteilung“
Beim Land Steiermark hält man jedenfalls große Stücke auf das Modell mit kleinen, von Privaten betriebenen Quartieren, wo im Schnitt zwölf Personen wohnen. Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ): „Anders als der Bund in Steinhaus am Semmering haben wir in der Steiermark Verträge mit Quartiergebern abgeschlossen, die wir flexibel kündigen konnten. So haben wir viel Steuergeld gespart. Dank der ausgewogenen Verteilung haben wir auch keine Region überfordert“.

Flüchtlingszahl im Land sank um 65 Prozent
Nachdem 149 Landes-Quartiere bereits geschlossen wurden, sind noch 380 in Betrieb. Insgesamt befinden sich aktuell 5271 Asylwerber in Landesbetreuung; weitere 95 in den Bundes-Zentren Steinhaus und Graz, die nun schließen. Verglichen mit Juni 2016, als 14.000 Flüchtlinge versorgt wurden, ist das ein Rückgang von 65 Prozent.

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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