„Krone“-Serie, Teil 4

Hohe Preise in Städten und Tourismusorten

Wohnungsnot
27.09.2018 12:35

Der Wohnvergleich in Salzburg und Oberösterreich: Wie die Kosten in Städten und Tourismusorten steigen, was Einwohner für ihr Zuhause berappen und wer von Förderprogrammen profitiert.

Durchschnittlich 20,4 Prozent seines monatlichen Bruttogehalts wendet ein Oberösterreicher bereits fürs Wohnen auf. Bei einem Einkommen von 2359 Euro machen die eigenen vier Wände 482 Euro inklusive Betriebskosten aus. Mehr als 274 Millionen Euro pumpt das Land Oberösterreich heuer in den geförderten Wohnbau. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 4179 Neubauten mit Fördermitteln errichtet.

Etwa 622.000 Hauptsitzwohnungen zählt das viertgrößte Bundesland. Davon entfallen 45 Prozent auf Hauseigentum, 21 Prozent auf eine Genossenschaftswohnung, acht Prozent auf Eigentumswohnungen, ein Prozent auf Gemeindewohnungen, zehn Prozent auf andere Hauptmiete und 14 Prozent auf Sonstige.

Für junge Leute bietet die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich einen speziellen Wohnkredit in der Höhe von maximal 5000 Euro. Der Deal: Der Kreditnehmer zahlt das geliehene Kapital innerhalb von vier Jahren in maximal 48 Monatsraten zurück. Zinsen und Gebühren übernimmt die AK. Die günstigsten Mietwohnungen finden sich im Bezirk Rohrbach mit 5,08 Euro, am teuersten ist die Landeshauptstadt Linz mit durchschnittlich 9,2 Euro pro Quadratmeter. Laut dem Maklerverband Remax explodieren die Preise in Linz geradezu. So kostet eine Eigentumswohnung aktuell im Schnitt 206.000 Euro. Nach oben hin sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Aktuell teuerste Kaufimmobilie ist eine 224 Quadratmeter große Wohnung im LuxTower in der Linzer Innenstadt. Preis: 1,35 Millionen Euro!

Die Landesregierung Salzburg subventioniert den Wohnbau heuer in der Höhe von 140 Millionen Euro. Die Netto-Miete bei den Gemeinnützigen beträgt rund 3,60 Euro pro Quadratmeter bei bestehenden Bauten. Die teuersten Wohngegenden sind die Stadt Salzburg und Tourismusgebiete wie Zell am See oder auch am Wolfgangsee - zuletzt wurde dort ein Haus in St. Gilgen für die stolze Summe von 22,5 Millionen Euro verkauft.

Die Eigentumsförderung wurde erst kürzlich abgespeckt: Es gibt weniger Geld, drei Einreichungstermine und keine Lotterie mehr am PC (die Anträge mussten zuvor zu einem Termin nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ eingereicht werden). Für größere Grundstücke gibt es Abschläge.

Mattsee für viele Familien unleistbar
Was leistet die Politik? Die Stadt Salzburg bringt immer wieder die Überbauung kleiner Supermärkte ins Spiel, vieles hakt aber an der strengen Grünlandverordnung und an Interessen von Spekulanten.

Als Beispiel für ein teures Pflaster gilt Mattsee im Flachgau, mittlerweile für viele Familien unleistbar. Die nächste Generation bei den Landwirten will daheim bauen, die neue Raumordnung lässt das aber nicht zu, das Bauland ist knapp. Aktuell hat die Gemeinde in Baulandsicherungsmodellen 20 günstige Grundstücke gewidmet (150 bis 200 Euro pro Quadratmeter). Auf der Warteliste stehen aber noch 70 Häuslbauer. Auf dem freien Markt zahlt man in Mattsee bis zu 700 Euro/m2. Ein Grund, warum viele ins angrenzende Oberösterreich abwandern, mit dem Auto aber zurückpendeln.

Gastkommentar von Bernhard Reikersdorfer, ReMax Makler:

„192.000 Euro pro Wohnung!“

"Die Zahl der neu gekauften Eigentumswohnungen ist seit 2013 von rund 28.500 auf rund 50.000 im Vorjahr stark gewachsen. Heuer im 1. Halbjahr gab es nochmals 4 Prozent mehr Käufe, die Preise sind aber insgesamt nur noch um 1 Prozent gestiegen, also weniger als die Inflationsrate. Im Schnitt haben die Österreicher 192.475 Euro für ihre Wohnung gezahlt. 25 Prozent kosteten unter 117.000 Euro, weitere 25 Prozent über 260.000 Euro. Die Wohnfläche ist mit rund 66 m2 seit Jahren konstant, der Quadratmeterpreis ist in fünf Jahren aber um 30 Prozent auf 3059 Euro gestiegen. Einfamilienhäuser wurden um durchschnittlich 235.000 Euro verkauft.

Billige Wohnungen hatten in den letzten fünf Jahren 34,7 Prozent bWertsteigerung, das teuerste Viertel nur 18 Prozent. Betrachtet man die Bundesländer, so kostet eine Eigentumswohnung in Wien aktuell im Schnitt 221.222 Euro, im 1. Bezirk erstmals über eine Million Euro (plus 20 Prozent), zweitgrößter Markt ist die Steiermark, wobei eine Einheit 141.745 Euro (plus 2 Prozent) kostet, das ist der zweitniedrigste Wert nach dem Burgenland. Das Umland ist dabei teurer als die Stadt Graz. In Oberösterreich zahlt man knapp 179.000 Euro (plus 3 Prozent), in Linz gut 209.000 Euro (plus 8 Prozent).

In Niederösterreich ist Zahl und Wert der Verkäufe rückläufig, weil der wichtige Bezirk Mödling nach gut 30 Prozent Wertzuwachs der letzten Jahre nun ein deutliches Minus hatte. Teuerster Bezirk ist jetzt Korneuburg mit 199.403 Euro (plus 4,3 Prozent), der Landesschnitt liegt bei 158.713 Euro (minus 3,3 Prozent). Tirol ist mit fast 6 Prozent Preissteigerung auf 224.604 Euro auf Platz 2 in Österreich. Die Bezirke Kitzbühel, Lienz und Kufstein blühen, Innsbruck hat mangels Neubauten einen zahlenmäßigen Einbruch bei steigenden Preisen (251.000 Euro).

Mit 224.623 Euro ( minus 3,3 Prozent) ist das Land Salzburg fast gleichauf, die Hauptstadt ist nur rund 1000 Euro teurer. Vorarlberg hat aufgrund vieler Neubauten den größten Preisauftrieb (plus 40 Prozent in fünf Jahren) auf 265.260 Euro. Kärnten spürt nach einem Luxusboom der letzten Jahre eher Preisrückgänge auf 153.807 Euro, teuerster Bezirk ist Spittal/Drau (168.200 Euro). Das Burgenland ist mit 107.811 Euro am günstigsten, das Angebot an billigen Wohnungen recht groß. Neusiedl (115.455 Euro) liegt leicht über Eisenstadt.“

Kronen Zeitung

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