„Mauern niederreißen“

McCain: Letzte Kritik an Trump aus dem Jenseits

Ausland
28.08.2018 06:42

Der an Krebs verstorbene Senator John McCain hat den US-Amerikanern über seinen Tod hinaus eine Abschiedsbotschaft zukommen lassen. Er ruft darin seine Landsleute zur Überwindung der tiefen politischen Spaltung auf: „Wir schwächen unsere Größe, wenn wir Patriotismus mit Stammesrivalitäten verwechseln“, schrieb McCain in seinem Vermächtnis. Auch eine letzte Kritik an der Politik von Präsident Donald Trump konnte er sich nicht verkneifen. 

Die Abschiedsbotschaft las McCains früherer Wahlkampfmanager Rick Davis am Montag in Phoenix vor. Mit „Stammesrivalität“ wird in den USA oft die Gegnerschaft der beiden großen Parteien - Republikaner und Demokraten - bezeichnet. Unversöhnliche politische Feindschaft habe „Ressentiments und Hass und Gewalt an allen Ecken der Welt“ genährt, beklagte McCain. Er grenzte sich in seiner Abschiedsbotschaft ein letztes Mal von Trump - wie er ein Republikaner - ab: Die USA würden schwächer, „wenn wir uns hinter Mauern verstecken anstatt sie niederzureißen, wenn wir an der Kraft unserer Ideale zweifeln anstatt ihnen zu vertrauen und sie als die größte Kraft für den Wandel zu sehen.“

Davis: Trump wird Trauerfeier nicht beiwohnen
Davis sagte weiter, er rechne nicht mit Trumps Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten. „So viel wir wissen, wird der Präsident den Trauerfeierlichkeiten nicht beiwohnen“, sagte der langjährige McCain-Vertraute. „Das ist einfach eine Tatsache.“

Bereits Monate vor seinem Tod hatte McCain verbreiten lassen, dass er Trump nicht als Trauergast bei seiner Beerdigung wolle. Stattdessen wünschte er sich laut Medienberichten, dass der demokratische Ex-Präsident Barack Obama und dessen republikanischer Vorgänger George W. Bush bei der Trauerfeier reden.

US-Flaggen auf halbmast - späte Würdigung von McCain
Spät aber doch - und nach massivem öffentlichen Druck - würdigte Trump McCain und dessen Dienste schließlich doch noch in einer offiziellen Mitteilung. Er ordnete zudem an, die US-Flaggen an Regierungsgebäuden bis zur Beerdigung seines parteiinternen Rivalen an diesem Sonntag auf halbmast zu setzen. 
Trotz politischer Differenzen „respektiere ich Senator McCains Dienst an unserem Land“, hieß es in der vom Weißen Haus versandten Mitteilung Trumps. Der US-Präsident teilte weiter mit, er habe Stabschef John Kelly, Außenminister James Mattis und Sicherheitsberater John Bolton gebeten, seine Regierung bei den Gedenkfeierlichkeiten für McCain zu vertreten.

Trump hatte der Familie zunächst nur per Twitter kondoliert, dabei aber McCains Leben und Wirken nicht gewürdigt. Unter anderem die Veteranenvereinigung American Legion forderte Trump daraufhin in scharfen Worten zur Honorierung der Verdienste McCains auf und nannte diesen einen „amerikanischen Helden“.

McCains Verhältnis zu Trump war stark belastet. Während des Präsidentschaftswahlkampfs hatte Trump den Veteranen, der mehr als fünf Jahre in Kriegsgefangenschaft verbrachte, übel verhöhnt. Für ihn sei McCain „kein Held“, sagte Trump, der selbst einst den Wehrdienst umgangen hatte: „Ich mag Leute, die nicht gefangen wurden, okay?“

McCain: Treffen mit Putin „schmachvoller Auftritt“
Noch vom Krankenbett aus setzte McCain wenige Wochen vor seinem Tod eine Erklärung mit vernichtender Kritik an Trumps Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ab. Die Pressekonferenz der beiden in Helsinki nannte er „einen der schmachvollsten Auftritte eines amerikanischen Präsidenten seit Menschengedenken“.

McCain gehörte zu den prominentesten Mitgliedern des US-Senats. Ab 1983 saß er zunächst im Repräsentantenhaus, seit 1978 war er Senator.

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