Nach der Attacke eines Palästinensers auf einen jüdischen Rabbi nimmt die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) die Bundespolitik in die Pflicht. "Der österreichischen Regierung kommt die Verpflichtung zu, gegen radikale Moslems, Terroristensympathisanten und neonazistische Provokateure mit der nötigen Ernsthaftigkeit vorzugehen, anstatt eine Minarett-Diskussion zu führen", wurde am Montag gefordert.
Beim traditionellen Auftakt zum jüdischen Lichtfest Chanukka auf dem Wiener Stephansplatz Samstagabend ist es laut IKG zu heftigen Beschimpfungen und Schmähungen gekommen. Ein Palästinenser habe sich auf den Leiter der Wiener Lauder-Chabad-Schule, Rabbi Dov Gruzman, gestürzt und auf ihn eingeschlagen. Als sich dieser zur Wehr setzte, verbiss sich der Mann in Gruzmans Finger und verursachte diesem laut Polizei eine erhebliche Bisswunde.
Diskussion über Minarette sei "verzichtbar"
Der Palästinenser wurde festgenommen, der Rabbi ins Spital eingeliefert, wo er sich den Medienberichten zufolge nach wie vor zur Beobachtung etwaiger Infektionen befindet. Dem Internetdienst "Voz Is Neiaz" (Jiddisch für "Was gibt es Neues", Anm.) gab er aber bereits ein erstes Interview, indem er sich unerschütterlich zeigte: "Wir sind froh, dass so etwas passiert ist", meinte er gar. "Für heute (Sonntag) Abend haben wir deshalb die Anzahl der Sufganiot (traditionelle Süßspeise, Anm.) von 50 auf 700 erhöht."
Trotz des Vorfalls zeigt sich die IKG weiter offen gegenüber dem Islam: "Muslimen in Österreich gebührt das gleiche Recht auf freie Religionsausübung wie anderen auch." Eine Diskussion über Minarette sei deswegen "verzichtbar". Kritik gab es in der Stellungnahme aber an extremen Tendenzen. Es würde sowohl der Rechten, "die gegen Minarette hetzt, aber ausländische Islamisten in ihre Parteiakademien einlädt", als auch der Linken, "die arabische Judenhetze gerne als 'antiimperialistisch' ignoriert", anstehen, in sich zu gehen und gegen die Attacke Stellung zu beziehen.
Lichterfest erinnert an Neuweihung des Tempels in Jerusalem
Das am Samstag begonnene achttägige jüdische Lichterfest "Chanukka" (hebräisch: Einweihung) erinnert an die Neuweihe des Tempels in Jerusalem im Jahre 165 vor der christlichen Zeitrechnung. Nach der Befreiung des Landes wollten die Juden ihren Tempel durch das Anzünden des alten achtarmigen Leuchters (Menora) neu weihen, der nach Glaubensvorschriften nie ausgehen darf. Der Legende nach fanden sie jedoch in einem Versteck nur ein kleines Kännchen geweihten Öls, das aber wie durch ein Wunder acht Tage lang in dem Leuchter brannte, bis neues Öl gewonnen wurde. Daran erinnert am Channuka-Fest das täglich fortschreitende Anzünden der Menora-Lichter.
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