Blick in Geschichte

So eng ist die Steiermark mit Russland verbunden

Steiermark
17.08.2018 06:30

Wladimir Putin macht einen kurzen Abstecher in die Steiermark - und im Weinland herrscht Ausnahmezustand. Es ist nicht der erste derart hochrangige Besuch aus Moskau in der Steiermark. 1960 war Nikita Chruschtschow kurz in Graz, wie der renommierte Historiker Stefan Karner berichtet.

13 Tage in Österreich! Ja, die Zeiten ändern sich gewaltig. Während sich der russische Präsident Wladmir Putin am Samstag für einige wenige Stunden zur Hochzeit der Außenministerin einfliegen lässt und am Abend schon bei Angela Merkel in Deutschland heikle Themen der Weltpolitik bespricht, nahm sich Nikita Chruschtschow, damals Partei- und Regierungschef in der Sowjetunion, 1960 viel Zeit. Er absolvierte eine ausgiebige Tour durch Österreich.

„Es war eine Sensation“
Und das in einem zu einem fahrenden Konferenzbüro umgebauten Postbus, wie Karner berichtet. „Ich kann mich selbst noch erinnern, wie die Wagenkolonne auf der Packer Bundesstraße vorbeigefahren ist. Viele Menschen säumten den Weg, es war damals, mitten im Kalten Krieg, eine Sensation.“

Chruschtschow wurde begleitet von seiner Frau Nina und von seiner Vertrauten, Kulturministerin Jekaterina Furzewa. Nicht die einzige amouröse Angelegenheit: Ein junger österreichischer Diplomat und eine Stewardess der AUA, die für den Staatsgast zur Betreuung im Bus abgestellt worden waren, heirateten später und zogen viele Jahre danach als Botschafterpaar Grubmayr nach Moskau.

Vorzeige Abreise aus der Landeshauptstadt
„Im Rahmen der Rundreise kam Chruschtschow am 6. Juli 1960 nach Graz, ins Schloss Eggenberg. Landeshauptmann Josef Krainer begrüßte ihn und gab einen großen Empfang. Alles, was Rang und Namen im Lande hatte, war dabei, Chruschtschow merkte man nicht die Spannung an, die eine Eil-Meldung wenige Stunden zuvor bei ihm erzeugt haben musste. Die Sowjets hatten bei Murmansk ein US-Spionageflugzeug abgeschossen. Von den fünf Insassen überlebten nur zwei im Schlauchboot. Chruschtschow musste den Steiermark-Besuch abkürzen und noch nachts zum Flughafen Wien eilen.“

„Atmosphärisch gar nicht hoch genug einzuschätzen“
58 Jahre später kommt mit Putin wieder der mächtigste russische Politiker in die Steiermark. „Der private Besuch, auch wenn er kurz ist, ist eine Reverenz gegenüber dem österreichischen EU-Vorsitz und atmosphärisch gar nicht hoch genug einzuschätzen“, meint Karner. Er unterstreicht die guten Beziehungen zwischen Österreich und Russland auf vielen Ebenen (Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft).

Österreich wird in Russland geschätzt
So war St. Petersburg 2003, als Graz den Titel europäische Kulturhauptstadt trug, Kulturmonatsstadt Europas und schickte Stardirigent Valerj Gergiev an die Mur. Das Grazer Weltraum-Institut oder das Ludwig-Boltzmann-Institut haben seit Jahrzehnten enge Forschungskooperationen mit russischen Wissenschaftern.

Österreich werde in Moskau aufgrund seiner neutralen Position - die Sanktionen der EU wegen der Krim-Krise und der Situation in der Ostukraine werden mitgetragen, die Kanäle nach Moskau blieben aber stets offen - geschätzt. Auch touristisch sieht Karner Chancen: „Die TV-Bilder der ,steirischen Toskana‘ werden in Russland sicher aufgesogen werden.“

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