Schwere Vorwürfe

Sexskandal bei Festspielen: „Maestro“ trat zurück

Österreich
02.08.2018 07:24

Der wegen sexueller Übergriffe schwer in Bedrängnis geratene künstlerische Leiter der Tiroler Festspiele Erl, Gustav Kuhn, ist, wie berichtet, vorübergehend von seinem Amt zurückgetreten. Bis die Vorwürfe geklärt werden, stellt der „Maestro“ seine Funktion ruhend. Kuhn weist die von fünf Künstlerinnen in einem offenen Brief geäußerten Vorwürfe weiterhin zurück. Den Festspielen bleibt Kuhn aber als Dirigent erhalten.

Eine der fünf Künstlerinnen konkretisierte vor wenigen Tagen im ORF ihre Anschuldigung. 1999 habe es einen „massiven sexuellen Übergriff“ durch Kuhn gegeben, berichtete die Mezzosporanistin Julia Oesch. Der „Maestro“ habe sie zuvor zu einem Vier-Augen-Gespräch gebeten. Daraufhin habe ein Abendessen stattgefunden, bei dem auch die Eltern der Sängerin anwesend gewesen seien. „Besonders perfide“ sei zudem gewesen, dass ihr Kuhn Rollen versprochen und als „Gegenleistung“ sexuelle Dienste verlangt habe. Als sie, Oesch, Kuhn „abgewehrt“ habe, sei sie im nächsten Sommer mit einer anderen Rolle als der ihr zugesicherten „bestraft“ worden.

Augenzeugin: „Einer Freundin zwischen die Beine gefasst“
Ihre Kollegin, die Sopranistin Mona Somm, berichtete im selben „ZiB 2“-Interview davon, dass der „Maestro“ eine gute Freundin von ihr bei einem Workshop belästigt habe. Kuhn habe dieser „zwischen die Beine gefasst“. Ihre Freundin sei daraufhin aufgesprungen - und Kuhn sei ihr gefolgt, wollte sie „umarmen, küssen, und fasste ihr unter ihren Rollkragenpullover“. „Sie konnte sich mit großer Mühe dagegen wehren“, so Somm.

In der „ZiB 2“ zu Wort kam auch Kuhns Anwalt, Ex-Justizminister Michael Krüger. „Die Vorwürfe stimmen mit Sicherheit nicht. Mein Mandant hat die Vorwürfe glaubwürdig bestritten“, meinte Krüger. Seitens des Festspielvorstandes wurde betont, dass die Vorwürfe ernst genommen würden und jedem einzelnen davon entsprechend nachgegangen werde. Eine mögliche Rückkehr Kuhns in seine Funktion hängt nicht nur von den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, sondern auch von der Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt ab. Dies machte Festspielpräsident Hans Peter Haselsteiner klar.

Die offizielle Stellungnahme der Tiroler Festspiele Erl Betriebs-GmbH.:
Der Vorstand der Tiroler Festspiele Erl Gemeinnützige Privatstiftung hat sich in seiner Sitzung am 31.7.2018 mit den neuerlich erhobenen Vorwürfen gegen den Künstlerischen Leiter Gustav Kuhn befasst. Die Vorwürfe werden ernst genommen und jedem einzelnen davon wird entsprechend nachzugehen sein, da der Vorstand nach wie vor darauf besteht, dass Diskriminierung, Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung keinen Platz in einem österreichischen Kulturbetrieb haben dürfen.

Um die Untersuchungen zielführend voranzutreiben, hat der Vorstand die Geschäftsführung angewiesen, die Gleichbehandlungskommission im Bundeskanzleramt anzurufen. Parallel dazu ermittelt die Staatsanwaltschaft Innsbruck in derselben Causa.

Der Vorstand begrüßt die Entscheidung Gustav Kuhns, bis zur vollständigen Aufklärung der Vorwürfe seine Funktion als Künstlerischer Geschäftsführer ruhend zu stellen. Mit der interimistischen Leitung wird sein bisheriger Stellvertreter Andreas Leisner betraut. Kuhn, der diese Vorwürfe weiterhin zurückweist und für den die Unschuldsvermutung gilt, möchte damit weiteren Schaden für die Festspiele abwenden.

Der Vorstand sieht sich weiterhin verpflichtet, die Tiroler Festspiele Erl in ihrem Bemühen zu unterstützen, ein unverwechselbarer Fixpunkt des Tiroler, österreichischen und internationalen Kulturlebens zu sein. Gustav Kuhns dankenswerter Anteil an den bisherigen Erfolgen wurde nicht zuletzt in der heurigen Sommersaison unter Beweis gestellt, die mit einem Besucherrekord und großer Akklamation des internationalen Publikums beendet wurde.

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