Umstrittenes Projekt

Ein Vier-Sterne-Hotel neben Luxuswohnungen

Steiermark
03.06.2018 06:00

Es war wohl das umstrittenste Bauprojekt in der Murmetropole in den letzten Jahren. Im Pfauengarten wurden zuerst Luxuswohnungen und dann daneben ein Vier-Sterne-Hotel hochgezogen, das im Sommer eröffnen wird. Es ist das „Happy End“ einer unendlichen Geschichte - zumindest für die Projektbetreiber.

In allen Stockwerken wird hektisch gehämmert und gebohrt. „Wir haben derzeit 70 Leute auf der Baustelle“, sagt Gerhard Fleissner. Betten werden aufgebaut, TV-Geräte montiert. „Ende Juli ist Übergabe, für August kann man schon Zimmer buchen - das geht nicht, dass dann noch Handwerker im Hotel herumlaufen“, sagt Fleissner. Nachsatz: „Aber wir sind gut im Zeitplan.“

Der Baumeister übergibt das Hotel möbliert. „Bis zur Seifenschale ist alles genau vorgegeben“, sagt er. Die insgesamt fast 160 Zimmer sind alle gleich eingerichtet, mit Ausnahme der Fototapete in den Badezimmern. In jeder Etage gibt es ein anderes Graz-Motiv: Uhrturm, Murinsel. Auf ein Restaurant hat man wegen der Lage verzichtet. „Es ist ein Bed-and-Breakfast-Hotel“, erklärt Fleissner das Konzept. Der Betreiber wollte zuerst auch keine Bar, hat es sich dann aber anders überlegt - auf einen „Absacker“ wird man also gehen können.

Parkplatz für Beamte
Ein Rückblick: Es war einmal eine große, unbebaute Fläche mitten in der Grazer Innenstadt, die Landesbeamten als Parkplatz diente. Das waren noch Zeiten! In den 1980er-Jahren hatte es Überlegungen gegeben, dort ein Museum hinzustellen, doch daraus war nichts geworden. Später wollte die Stadt Graz drei große Tiefgaragen in der Innenstadt errichten: am Lendplatz, am Griesplatz und eben dort - im Pfauengarten beim Karmeliterplatz.

Die Tiefgarage baute dann nicht die Stadt, sondern der Grazer Immobilientycoon Reinhard Hohenberg, nachdem er dem Land das Grundstück abgekauft hatte. Zuerst, dann wollte er auch oberirdisch bauen. Jedoch nicht das Museum, das sich viele wünschten, sondern ein Hotel, für das sich damals allerdings kein Betreiber fand. Dem Vernehmen nach weil die Grazer Nächtigungszahlen nicht gut genug waren.

„Das passt dort nicht hin“
Dann stieg Fleissner in das Projekt ein. Und er baute keine Luftschlösser, sondern Wohnungen - Luxuswohnungen. Als seine Pläne publik wurden, regte sich Widerstand in der Bevölkerung.

„Das passt dort nicht hin“, ist ein Satz, den man auch heute noch oft zu hören bekommt. Fleissner quittiert es mit einem Achselzucken. Es habe einen Architektenwettbewerb gegeben. Und die Fassade habe man sich auch nicht selbst ausgesucht, die habe die ASVK so gewollt.

Astronomische Preise
Der Baumeister errichtete zunächst nur eines der drei Gebäude, die zu dem Komplex gehören. Zwei Stockwerke kaufte eine große Anwaltskanzlei. Zwei Wohnungen sind noch zu haben. In Graz gebe es nicht genug Nachfrage - der Quadratmeterpreis der Penthäuser wurde mit 10.000 Euro beziffert -, erklärt Fleissner, warum er sich letztlich doch wieder auf die Suche nach einem Hotelbetreiber machte.

Er fand einen: NH Hotels, eine spanische Hotel-Kette. Dieser Deal wurde ausgehandelt: „Der Pachtvertrag läuft 25 Jahre - mit der Option zweimal um fünf Jahre zu verlängern“, sagt Fleissner, der nun noch mehr Hotels bauen will, wie er verrät: in Wien, in Salzburg und in Linz.

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