Hilfe für Wohnungslose

Haus St. Josef heißt Mensch und Tier willkommen

Tierecke
01.06.2018 12:55

Wer auf der Straße landet, hat meist nicht mehr viel Rückhalt im Leben. Viele Wohnungslose hängen daher umso mehr an ihren Tieren - und verweigern den Einzug in ein Obdachlosenheim, wenn dort keine Vierbeiner erlaubt sind. Im Haus St. Josef der Caritas ist das anders - hier leben Menschen mit Hund, Katze & Co. unter einem Dach und werden beim Neustart unterstützt. Doch der Betrieb ist von Spenden abhängig!

Anton hatte es bisher nicht leicht im Leben. Er saß in Haft, seine Frau ließ sich währenddessen von ihm scheiden, nach der Entlassung stand er auf der Straße. Für kurze Zeit lebte er im neunerhaus - wo ein anderer Bewohner Hündin „Luna“ hielt. „Leider hat er sie misshandelt - da musste ich sie ihm einfach abkaufen“, erzählt Anton. 200 Euro kratzte er zusammen, seither sind er und die kleine Hündin unzertrennlich. „Obwohl wir nicht viel Geld haben, fehlt es ‘Luna‘ an nichts. Für meine Lebensgefährtin und mich ist sie wie unser Kind!“ Mittlerweile lebt Anton im Haus St. Josef der Caritas, wo wohnungslose Menschen auch mit Haustieren willkommen sind. Ein Umzug ohne „Luna“ käme für Anton auch gar nicht in Frage: „Meine Lebensgefährtin, meine Kinder und der Hund sind mir das Wichstigste!“

41 Menschen - Männer, Frauen und Paare ab 18 Jahren - leben derzeit im Haus St. Josef. Mit ihnen 19 Hunde, sechs Katzen und ein paar Fische in einem Aquarium - die Anzahl der Tiere ändert sich allerdings laufend, wie Leiterin Anita Scherzer erklärt. Auch Schlangen, Vögel und ein Gecko gehörten schon zum „Inventar“. Wer beim Beratungszentrum für Wohnungslosenhilfe einen Antrag stellt und ihn bewilligt bekommt, erhält einen Platz in einer der verschiedenen Einrichtungen zugewiesen. "Wir nehmen jeden an, aber suchen uns niemanden aus", so Anita Scherzer. " Die Menschen können angeben, dass sie ein Haustier haben, das wird nach Möglichkeit berücksichtigt. Es gibt leider eine lange Warteliste, der Bedarf ist sehr hoch.“

Den Tieren im Haus St. Josef geht es gut
Für die meisten wohnungslosen Menschen sind ihre Tiere wie ein Kind - das Allerwichtigste und der einzige Freund, der in schlechten Zeiten immer zu ihnen gehalten hat. „Oft ist auch kein Rückhalt in der Familie da und unsere Klienten sind deswegen in die Obdachlosigkeit gerutscht“, so Scherzer. Vor allem für die Hundebesitzer ist das Aufstehen und Gassigehen eine wichtige Routine. Das funktioniert sehr gut, denn im Haus St. Josef haben die Sozialarbeiter auch ein Auge auf die Tierhaltung. Scherzer: "Beim Portier hängt eine Gassiliste, es wird drauf geschaut, dass alle Hundebesitzer drei mal am Tag rausgehen. Bei den Zimmerkontrollen achten wir darauf, ob der Napf sauber und ausreichend Futter da ist." Die Bewohner helfen sich auch gegenseitig aus.

Tierarztbesuche sind kostenlos im neunerhaus möglich - die „Krone Tierecke“ unterstützt das tolle Projekt schon länger und wird auch dem St. Josef eine Futterspende zukommen lassen. Die Volkshilfe kommt mit „A Gspiar für‘s Tier“ ins Haus und gibt den Bewohnern die Möglichkeit, mit ihren Vierbeinern die Hundeführscheinprüfung zu absolvieren. „Sollten wir bemerken, dass der Hund auffällig ist, gibt es ein Betreuungsgespräch. Die Abnahme eines Tieres war zum Glück noch nie nötig“, so Anita Scherzer. Das Haus St. Josef ist von Geld- und Sachspenden abhängig. Für die Menschen werden in erster Linie haltbare Lebensmittel (Nudeln, Reis, Dosengerichte und ähnliches) benötigt, für die vierbeinigen Bewohner Futter (bevorzugt Nass, auch Leckerlis werden gerne gesehen) und Zubehör wie Körbchen, Kratzbäume, Spielsachen, Leine und Beißkörbe.

„Ohne Hund sein? Lieber wieder auf die Straße...“
Hündin „Jessy“ hat im nächsten Monat Geburstag, sie wird zwei Jahre alt. Selbstverständlich wird der auch gefeiert, denn ihre Besitzerin Claudia sagt: „Ich bin froh, dass sie lebt!“ Mit gebrochenen Gliedmaßen und Rippen fischte sie den Chihuahua-Terrier-Mischling einst aus der Mülltonne, nur eine sofortige OP konnte „Jessy“ retten. Von dem Trauma hat sie sich gut erholt. „Sie ist richtig aufgeblüht und echt goschert“ lacht Claudia, die sich durch eigene Gewalterfahrungen in der Vergangenheit umso mehr mit ihrer tierischen Gefährtin verbunden fühlt. Im Haus St. Josef fühlen sich beide sehr wohl: „Endlich ein Neustart nach langer Zeit auf der Straße. Wir bekommen hier sehr viel Unterstützung - und ich würde nie irgendwo ohne meine ‘Jessy‘ hinziehen - dann lieber wieder auf die Straße...“, so Claudia. Ihre Wünsche für die Zukunft? Eine eigene Wohnung und ein Job, am liebsten als Kassiererin.

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